Montag, 24. Dezember 2018

Heilig Abend

...oder nicht so heilig? Denn heute gibt es in Evenes keinen Gottesdienst - der findet diesmal in Ramsund statt, was schätzungsweise 20 km entfernt ist. Da will ich den Abend lieber im Badestamp verbringen.
Morgens hängen immer noch dichte Wolken am Himmel, es wird überhaupt nicht hell! Um halb 11 Uhr bringe ich dann den geliehenen Fernseher zurück - wie die Afrikanerinnen auf dem Kopf tragend (aber mit festhalten). Annelise ist noch im Morgenmantel - heute gibt es wohl einen müßigen Gammeltag.
Nicht bei mir. Nicht dass ich heute viel vorhätte oder gar "arbeiten" wollte, aber es gibt viele schöne Dinge zu tun. Zum Beispiel duschen gehen - Viggo hat mich ja dazu in sein Ferienhaus eingeladen. Frisch gewaschene Haare fühlen sich einfach toll an (wenn man noch welche hat....)! Eine Kleinigkeit für Weihnachten bei Jardar vorbeibringen (Viola ist leider gerade spazieren). Er räumt mit dem riesigen Bulldog den Schnee auf die Seite - ob Hägar ihm wohl Konkurrenz machen kann? Dann schaue ich gegenüber noch bei Viggo und Randi vorbei. Viggo ist schon wieder auf dem Sprung - er will bei der Kirche ein paar Batterien austauschen. Ich unterhalte mich ein wenig mit Randi, sie treffen sich nachher mit der ganzen Familie zum Gottesdienst in Ramsund. Also machen wir den Besuch heute nicht so ausführlich. Ranid serviert mir einen Teller voller norwegischer Weihnachtsplätzchen. Da gibt es so tütenartige Waffeln, sehen ein wenig aus wie Eistüten und heissen "Krumkaker". Eigentlich logisch: "krummer Kuchen".
Auf dem Rückweg versuche ich noch mein Angelglück - auf den Klippen bei Evenestangen pfeift der Wind. Vorn am Wasser gibt es geschütztere Plätze, aber die Strömung ist ziemlich stark. Ich versuch's gleich nochmal am Steg bei Liavika. Zwar auch ohne Petri-Heil, dafür aber mit totalem Glücksgefühl! Ich weiß nicht warum und woher, aber innerlich strahle ich. Das Meer liegt spiegelglatt da, über den Bergen glänzt ein blasser Lichtschimmer.



Für Hägars Allradantrieb ist die Böschung zur Straße gar kein Hindernis. Zu Hause darf er jetzt endlich mal wieder seinen Schneeräumschild ausprobieren. Frank hat anscheinend den Weg zum mienen Nachbarn geräumt und so liegt vor meiner Einfahrt ein kleiner Schneehaufen. Hägar schiebt mir einen Weg zur Treppe frei. Außerdem bahnen wir noch einen "Rennweg" zum Badestamp. Dann zieht sich Hägar in sein Mauseloch zurück und wartet auf seinen nächsten Einsatz.

Der Schnee ist nass und schwer, es hat heute vormittag ziemlich getaut. Am frühen Abend zieht es an, der Schnee verharscht. Terasse und Treppe werden dort, wo ich geräumt habe, jetzt eisglatt! Zum Glück habe ich jetzt eine Treppe mit ebenen Stufen, letztes Jahr musste ich bei Eisesglätte noch auf meiner Hühnerleiter balancieren.
Nun zu meiner Lieblingsbeschäftigung - Feuer hüten. Das mag heute auch nicht richtig brennen - kein Zug. Also muss ich es hüten und nähren. Vorsichtig und mit viel Liebe, damit mein Wasserkessel wieder schön warm wird.
Die Wassertemperatur muss ich mit dem "Hand-"Thermometer messen, ziemlich ungenau. Mit der langen Badebürste rühre ich kräftig im Kessel herum, um die Temperatur auszugleichen. Dann beschließe ich, dass es gut ist. Einfach perfekt!!! Die Temperatur ist super aushaltbar, aber so warm, dass die mittlerweile eisige Kälte an den Schultern gar nichts ausmacht und ich zum Schluss sogar die Mütze absetzen muss.
Windstille. Nicht einmal das Meer plätschert am Ufer, einfach nur Stille. Über Narvik flackert der blassgoldene Widerschein der Laternen an der Wolkendecke. Er flackert aber nur, weil die Dampfschwaden aus dem Badestamp ihn immer wieder verdunkeln. Ab und zu kämpft sich ein wenig Mondlicht durch die dichten Wolken. Ich bin einfach nur hier und genieße....
Nach einer Stunde bin ich gar - Zeit für den Ausstieg.


Obwohl ich die Gummistiefel da liegen habe, erledige ich die paar Handgriffe um den Stamp herum barfuß im Schnee. Erst für den Rückweg ziehe ich Schuhe und Bademantel an. In Kleider mag ich gar nicht mehr einsteigen, falls es mir kalt werden sollte, kann ich mich ja in Annelises bunte Wolldecke oder den von Karin geerbten Daunenschlafsack einwickeln. Ab jetzt ist Fernsehabend angesagt.



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