...oder nicht so heilig? Denn heute gibt es in Evenes keinen
Gottesdienst - der findet diesmal in Ramsund statt, was schätzungsweise
20 km entfernt ist. Da will ich den Abend lieber im Badestamp
verbringen.
Morgens hängen immer noch dichte Wolken am Himmel, es
wird überhaupt nicht hell! Um halb 11 Uhr bringe ich dann den geliehenen
Fernseher zurück - wie die Afrikanerinnen auf dem Kopf tragend (aber
mit festhalten). Annelise ist noch im Morgenmantel - heute gibt es wohl
einen müßigen Gammeltag.
Nicht bei mir. Nicht dass ich heute
viel vorhätte oder gar "arbeiten" wollte, aber es gibt viele schöne
Dinge zu tun. Zum Beispiel duschen gehen - Viggo hat mich ja dazu in
sein Ferienhaus eingeladen. Frisch gewaschene Haare fühlen sich einfach
toll an (wenn man noch welche hat....)! Eine Kleinigkeit für Weihnachten
bei Jardar vorbeibringen (Viola ist leider gerade spazieren). Er räumt
mit dem riesigen Bulldog den Schnee auf die Seite - ob Hägar ihm wohl
Konkurrenz machen kann? Dann schaue ich gegenüber noch bei Viggo und
Randi vorbei. Viggo ist schon wieder auf dem Sprung - er will bei der
Kirche ein paar Batterien austauschen. Ich unterhalte mich ein wenig mit
Randi, sie treffen sich nachher mit der ganzen Familie zum Gottesdienst
in Ramsund. Also machen wir den Besuch heute nicht so ausführlich.
Ranid serviert mir einen Teller voller norwegischer Weihnachtsplätzchen.
Da gibt es so tütenartige Waffeln, sehen ein wenig aus wie Eistüten und
heissen "Krumkaker". Eigentlich logisch: "krummer Kuchen".
Auf
dem Rückweg versuche ich noch mein Angelglück - auf den Klippen bei
Evenestangen pfeift der Wind. Vorn am Wasser gibt es geschütztere
Plätze, aber die Strömung ist ziemlich stark. Ich versuch's gleich
nochmal am Steg bei Liavika. Zwar auch ohne Petri-Heil, dafür aber mit
totalem Glücksgefühl! Ich weiß nicht warum und woher, aber innerlich
strahle ich. Das Meer liegt spiegelglatt da, über den Bergen glänzt ein
blasser Lichtschimmer.
Für Hägars Allradantrieb ist die
Böschung zur Straße gar kein Hindernis. Zu Hause darf er jetzt endlich
mal wieder seinen Schneeräumschild ausprobieren. Frank hat anscheinend
den Weg zum mienen Nachbarn geräumt und so liegt vor meiner Einfahrt ein
kleiner Schneehaufen. Hägar schiebt mir einen Weg zur Treppe frei.
Außerdem bahnen wir noch einen "Rennweg" zum Badestamp. Dann zieht sich
Hägar in sein Mauseloch zurück und wartet auf seinen nächsten Einsatz.
Der
Schnee ist nass und schwer, es hat heute vormittag ziemlich getaut. Am
frühen Abend zieht es an, der Schnee verharscht. Terasse und Treppe
werden dort, wo ich geräumt habe, jetzt eisglatt! Zum Glück habe ich
jetzt eine Treppe mit ebenen Stufen, letztes Jahr musste ich bei
Eisesglätte noch auf meiner Hühnerleiter balancieren.
Nun zu
meiner Lieblingsbeschäftigung - Feuer hüten. Das mag heute auch nicht
richtig brennen - kein Zug. Also muss ich es hüten und nähren.
Vorsichtig und mit viel Liebe, damit mein Wasserkessel wieder schön warm
wird.
Die Wassertemperatur muss ich mit dem "Hand-"Thermometer
messen, ziemlich ungenau. Mit der langen Badebürste rühre ich kräftig im
Kessel herum, um die Temperatur auszugleichen. Dann beschließe ich,
dass es gut ist. Einfach perfekt!!! Die Temperatur ist super aushaltbar,
aber so warm, dass die mittlerweile eisige Kälte an den Schultern gar
nichts ausmacht und ich zum Schluss sogar die Mütze absetzen muss.
Windstille.
Nicht einmal das Meer plätschert am Ufer, einfach nur Stille. Über
Narvik flackert der blassgoldene Widerschein der Laternen an der
Wolkendecke. Er flackert aber nur, weil die Dampfschwaden aus dem
Badestamp ihn immer wieder verdunkeln. Ab und zu kämpft sich ein wenig
Mondlicht durch die dichten Wolken. Ich bin einfach nur hier und
genieße....
Nach einer Stunde bin ich gar - Zeit für den Ausstieg.
Obwohl
ich die Gummistiefel da liegen habe, erledige ich die paar Handgriffe
um den Stamp herum barfuß im Schnee. Erst für den Rückweg ziehe ich
Schuhe und Bademantel an. In Kleider mag ich gar nicht mehr einsteigen,
falls es mir kalt werden sollte, kann ich mich ja in Annelises bunte
Wolldecke oder den von Karin geerbten Daunenschlafsack einwickeln. Ab
jetzt ist Fernsehabend angesagt.
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