Montag, 31. Dezember 2018

Ruhe und Geduld?

Ruhe und Geduld? Darauf hatte ich mich ja eingestellt. Aber - dass es soooo schnell gehen würde mit der Genesung, das hätte ich nie gedacht! Hab das auch so noch nie erlebt! Gestern schon hat's nur einmal gezwackt, als ich eine falsche Bewegung gemacht habe. Heute spüre ich gar nichts mehr, alle Bewegungen funktionieren wunderbar! Es fühlt sich nur noch etwas wackelig oder nachgiebig an in manchen Momenten. Ich kann es fast beobachten, wie sich das Knie stündlich bessert! Wahnsinn! Haltet mich für verrückt, aber so langsam glaube ich doch an Mystisches. Der Knacks sollte mich davon abhalten, am Sonntag nach Rolla zu fahren. Es war wirklich scheußliches Wetter und hätte mir und Hägar nicht sehr gut getan. Außerdem gab es die Tage vorher schon ein paar kleinere oder mittlere "Unfälle" - Frühwarnzeichen? Na ja, sei's wie es ist. Ich fühle mich beschwingt. Und - ich habe die Nacht so was von geschlafen! Ich glaube, um die 12 Stunden, ohne aufzuwachen, tief und fest! Was kostet die Welt?
Langsam, Susi, geh alles mit Bedacht an!

Um die Mittagszeit machen wir einen Ausflug, Hägar und ich. Zuerst zum Angelplatz am Kai, der Weg hinunter ist schneebedeckt, also griffig genug, um auch wieder heraufzukommen. Der Kai selbst sieht zwar nicht so aus, ist aber spiegelglatt - also bin ich extrem vorsichtig. Mein Köder darf ein bisschen schwimmen gehen und freut sich darüber, dass er nicht gefressen wird. Nach 1/2 Stunde reicht es mir. Die Tour geht jetzt zur Dusche in Viggos altem Haus. Außerdem nehme ich mir dort wieder frisches Wasser (25 l) mit. Das wird jetzt reichen. Frisch gewaschene Haare sind wieder herrlich.
Natürlich muss ich noch bei Viola vorbei und mich nochmal für die gestrige Hilfe bedanken. Sie hat extra einen Gummistrumpf für das Knie herausgesucht, den sie mir bringen wollte - aber ich tanze vor ihrer Haustüre herum - es geht mir prächtig! Danke, kein Strumpf mehr nötig. Es ist echt ein Wunder! Ebenso wundert sich Randi, der ich auch noch ein gutes Neues Jahr wünschen möchte. Alle freuen und wundern sich mit mir - bei meiner Einfahrt treffe ich Björn und Annelise. Den schweren Wasserkanister trage ich die glatte Treppe hinauf, als ob nie etwas gewesen wäre. Natürlich achte ich noch besonders auf das Knie, aber eigentlich mehr aus Gewohnheit als aus Notwendigkeit.

Ein feines Essen steht auf dem Herd, ich heize den Badestamp, als Ragnar und Eva heraufgefahren kommen. Eva möchte mich gerne zum Abendessen einladen - leider koche ich grade schon. Aber um Mitternacht komme ich doch? Ja, gerne! Dann gibt's einen gemütlichen späten Nachmittag bei youtube, im Wechsel mit Kessel heizen. Und plötzlich kommt die nächste Einladung: um 9 Uhr abends zum Kottlettessen bei Björn und Annelise. Ja, ich komme gerne rüber, aber ohne schon wieder essen... Ich weiß ja gar nicht, wo ich zuerst hin soll!

PS: so sehen Sägemehl-Briketts aus: 





Sonntag, 30. Dezember 2018

Nix kaputt

Eine neue Erfahrung - Arztbesuch in Norwegen.
Die Nacht war schrecklich, geschlafen habe ich überhaupt nicht. Und im Fernsehen kam auch nur Schrott, der wenig hilfreich für die Ablenkung war. Im (nicht vorhandenen) Morgengrauen hab ich dann doch noch 2 Stündchen geschlafen.  Bei mir selbst hat QC anscheinend nicht geholfen? Oder funktioniert das nicht bei neuen Verletzungen? Während der Nacht sind mir schon die Horrorgedanken durch den Kopf gegangen - Bänderriss und OP. Muss das hier sein oder muss ich die Zelte hier abbrechen und mich zu Hause ins Krankenhaus legen? Wann geht der nächste Flug, was kostet der und habe ich dafür eine Versicherung?.....

Auf jeden Fall sage ich nun meinen Trip nach Rolla ab. Dann versuche ich, irgendwie an einen Arzt ranzukommen. Ich weiß, dass in Evenskjer ein Ärztehaus ist, aber es ist Sonntag. Ich finde im Internet eine Telefonnummer, die sowas wie "Notfall" bedeuten könnte. Tatsächlich bekomme ich einen Termin! Ich bitte Viola um Hilfe, sie wird mich hinfahren. Das ist so nett!
In der Zwischenzeit stelle ich fest, dass die Schmerzen doch schon deutlich weniger geworden sind, meinen zur Krücke umfunktionierten Walkingstock kann ich in der Ecke stehen lassen.
Die Zeit vergeht schnell, Viola bringt mich zum Arzt. Sie läßt meinetwegen eine Familienfeier ausfallen bzw. kommt später! Eine junge Ärztin hält über die Feiertage alleine die Stellung, wo sonst ca. 6 Ärzte beschäftigt sind. Wir unterhalten uns auf englisch - sie versucht sich etwas in deutsch, ich in norwegisch. Nein, sieht nicht so aus, als ob ein Band gerissen wäre. Nur Flüssigkeit, die sich im Knie ansammelt. Da bin ich sehr beruhigt. Also brauche ich nur Geduld und Ruhe. Die Ärztin gibt mir ein paar Schmerztabletten mit und verspricht, mich am 1.Januar anzurufen. Keiner kennt sich mit dem Versicherungskruscht aus, so fotografiert sie meine Versicherungskarte und aum Ausgang muss man am Ataomaten eine Gebühr entrichten. In meinem Fall ca. 40 €. Das ist ok für das nun gute Gefühl.
Ich habe mich damit abgefunden, dass es mit meinem Ausflug nach Ibestad zu Astrid und ihrer Familie diesmal wohl nichts wird. Aber ich komme ja noch öfters - dann klappt es eben beim nächsten Mal. Die Ruhe stattdessen schadet mir sicher nicht.

Es schneit. Schon ein paar Zentimeter liegen jetzt da. Heute werde ich keinen Badestamp schüren - da muss ich zuviel laufen. Wird Zeit, dass der Badezuber seinen richtigen Platz - auf der Terrasse - bekommt. Vielleicht klappt das ja in 2019? Bei der Rückkehr vom Hundespaziergang wechseln Björnar und Annelise ein paar nette Worte mit mir. Später kommt Ragnar extra vorbei und bietet mir nochmal an, mich bis zu Astrid zu chauffieren. Das ist mehr als lieb, aber nein danke. Die Umstände sind zu groß!
Es wird wieder wärmer, der Schnee wird matschig, dafür kommt ein Wind auf, der sich im Laufe des Nachmittags zum Sturm entwickelt. Das wäre heute sicher kein guter Reisetag geworden! Es pfeift und poltert rings ums Haus. Irgendwie scheint der Wind Ritzen zu finden, zumindest beschließe ich, im Ofen ein kuschliges Feuerchen anzuzünden, das jetzt herrlich knastert. Bei diesem Sturm zieht der Kamin bestens! Meinem Knie geht es sehr gut - allerdings behandle ich es auch ganz vorsichtig.

Alles ist gut!

Vor dem Schlafengehen ein letzter Blick vor die Tür - sternklarer Himmel! So schnell ändert sich das alles.....

Samstag, 29. Dezember 2018

Winterwonderland?

Wohl kaum. Der schöne Schnee ist fast vollständig verschwunden. Einige Eisplatten halten sich noch. Ein Stürmchen wirft mich aus dem Bett - es rumpelt unter dem Haus. Noch vor dem Frühstück muss ich mal nachschauen. Erstaunlicherweise kann ich nichts Besonderes feststellen. Außerdem hat sich das Gebläse auch schon wieder ausgeschaltetn. Aber der Wetterbericht verspricht heute Regen und Schnee - die Wolken dafür hat der Wind ja schon mal mitgebracht.
Kjetil hat gestern abend extra noch leere Milchtüten vorbeigebracht, damit ich Sägemehlbriketts herstellen kann. Und Eva und Ragnar sind eingetroffen, da werd ich nachher mal rüberschauen.

Der Vormittag verläuft träge, so wie ich mir das mittlerweile angewöhnt haben. Ich bin ja richtig stolz auf mich, daß ich mich dazu aufraffen kann, ein kleines Schuhregal zu zimmern. Auf der Terrasse  muss ich nur kurz sägen und schrauben, aber es geht ein eisiger Wind. Darum wird das Regal auch sehr schnell fertig! Voller Stolz über das vollbrachte Werk kann ich nun zu meinen Nachbarn rübergehen. Die Spikes von den Gummistiefeln habe ich abgenommen, das meiste Eis ist ja getaut.
Das war der Fehler! Noch in meiner Auffahrt zieht es mir sooo überraschend und heftig die Füße weg, dass ich heftig falle. Die kleinere Ellenbogenblessur spüre ich gar nicht. Mein Stolz ist gekränkt - hoffentlich hat keiner gesehen, wie ich mich in die Pfütze gelegt habe! Ganz so schnell komme ich aber anscheinend doch nicht wieder auf die Beine, mein linkes Knie wurde ordentlich verdreht und schmerzt höllisch. Auf der Stelle mach ich kehrt und muss mich erstmal trockenlegen. Dann ein paar "Panik-Kügelchen" gegen den Schreck einwerfen und erneuter Aufbruch zu meinen Nachbarn. Als wäre nichts gewesen....(aber jetzt mit Spikes). Ich kann kaum auftreten, will mir aber nichts anmerken lassen. Beim Tee mit Käse und Keksen spüre ich nichts, aber als ich nach einer Stunde aufstehen will, ist dies kaum möglich. Vielleicht hilft  ja warmes Salzwasser? Also werde ich gleich den Badestamp anheizen. Gleich, nachdem ich Annelise und Björn besucht und ihnen einen guten Rustsch gewünscht habe. In vorsichtigen Minischritten steige ich den steilen Weg hinab und humpelnd entzünde ich das Feuer.

Die Nachbarn haben von schlimmem Wetter zwischen hier und Harstad erzählt. Wenn ich morgen wirklich dorthin fahren will, wird das ziemlich ungemütlich. Und nun noch das Knie...will mich jemand von meinem Besuch auf Rolla abhalten? Na schaun wir mal, wie es sich noch entwickelt. Ein gutes Übungsthema für mein neues Hobby "QC" (Quantenheilung)? Ich versuchs mal....hm...nix Genaues weiß man nicht. Es verändert sich etwas, aber die Schmerzen sind noch da.
Gegen 20 Uhr beschließe ich, dass der Badestamp warm genug ist; ich habe nochmal ein paar Scheit Holz aufgelegt aber mein Handthermometer sagt schon "ziemlich warm". Etwas Durchmischung erzeugt optimale Temperatur, nur so richtig lange werde ich es nicht aushalten können, denn das Holz heizt ja noch nach. Bevor mein Kreislauf kollabiert steige ich aus. Das warme Salzwasser hat auch nichts Offensichtliches bewirkt - manchmal funktioniert das Knie ganz gut, dann schmerzt es wieder höllisch.
Ich werde jetzt noch ein wenig in Selbstmitleid versinken bevor ich schlafen gehen.....

Freitag, 28. Dezember 2018

Telegramm

Keine besonderen Vorkommnisse - heute gibt's praktisch nix zu erzählen:

  • kurze Nacht mit sehr wenig Schlaf
  • Tauwetter - Schnee wandelt sich in Eis
  • rumkruschteln und aufräumen unter'm Haus
  • Sverre liefert das Holz
  • Viola kommt nochmal zu Besuch
  • Fischköder baden
  • Badestamp heizen

  • ...und zwischendrin immer wieder nix tun und faul sein!

    Abends im 38-Grad-Kessel aktives Nichtstun und meditieren.
    Zurück in der Hütte: schon wieder Stromausfall? Nein, war nur ein Kurzschluss in einem Außenkabel.

    Donnerstag, 27. Dezember 2018

    Regentag

    Komm Hägar, sattel die Hühner, wir wollen einen Ausflug machen. Nach Evenskjer. Vielleicht bekomme ich dort einen Badethermometer oder eine kleine Batterie? Auf jeden Fall nehme ich den Angelrucksack mit...
    In Liavika beratschlagen 2 Männer beim Schneeschieben. Ich vermute, dass einer davon Sverre ist, der angeblich Holz verkauft. Wir halten an und ich laufe die Auffahrt hinauf - ein kleiner Mann, schätzungsweise 60-70, mit Bart und einer Wollmütze mit Ohrenklappen stellt sich als Sverre heraus. Ja, er verkauft Holz. Ich verstehe kaum etwas, aber irgendwie werden wir uns trotzdem einig. Ein Ster gemischtes Holz für meinen Badestamp - morgen wird er es vorbeibringen. Ich muss mir noch einen geeigneten Platz ausdenken. Wenn ich an Ostern wiederkomme, wird Frank sicher vorher nichts an Terrasse oder Fundamenten unternehmen, daher kann ich den Platz unter der Terrasse nutzen. Der andere Mann ist nun ebenfalls zur Straße heruntergekommen und beide betrachten Hägar interessiert, insbesondere den Schneeschild. Aus "Faulheit" lasse ich den einfach dran, die Montage ist ziemlich umständlich. Und - ich "fahre noch mit Sommerreifen? Ohne Spikes?" wundern sich die Herren. Na ja, mit grobem Profil und Allrad sollte das doch funktionieren.
    Erster Erfolg für den Tag - das Brennhoz ist bestellt.


    Es nieselt, meine Motorradbrille beschlägt und ich kann die Straße nur schemenhaft erkennen. Dann nehm ich sie einfach ab.
    In Evenskjer führt mein erster Weg in den Baumarkt - erfolglos. Dann eben zum Rema 1000. Dort bekomme ich alles, was ich nicht haben wollte. An der Tankstelle bekomme ich wenigstens ein Eisfrei-Spray für Hägars Zündschloss und den Tipp, im COOP hätten sie alles. Leider falsch. Kein Badethermometer (obwohl sich der Verkäufer sicher ist) und auch keine passende Knopfbatterie. Es gibt noch ein Brillengeschäft und einen Outdoorladen - keiner kann mir helfen. Also muss ich eben auch künftig das Handthermometer verwenden.

    Den Rückweg nehmen wir wieder über Tårstad, durch den Wald. Das ist zwar weiter, aber einfach mehr Natur. Und auch mehr Regen - mittlerweile regnet es Bindfäden. Nicht sehr angenehm, aber mit meinem Motorrad-Überanzug bin ich gut gerüstet. Ich möchte noch bei Viola vorbeischauen, sie hat sich bislang nicht getraut, bei meinem "Experiment" mitzumachen. Ja, wenn ich doch jetzt schon mal da bin, da traut sie sich. Und Überraschung - es tut sich was in ihrem Körper. Nur dadurch, daß ich meine Hände auflege. Sie fühlt sich freier und leichter und der Kopf ist plötzlich sehr beweglich - ich freue mich sehr für sie! Zum Abschied bietet sie mir erneut die Dusche im Nachbarhaus an - vielleicht komme ich tatsächlich nochmal drauf zurück. Und weil es ihr doch gefallen hat, will sie morgen nachmittag wieder bei mir vorbeikommen.

    Zu Hause winkt schon Kjetil mit der Stirnlampe aus dem Bootshaus. Ich sehe oder höre nichts - mit nasser und beschlagener Brille und dem Helm auf dem Kopf. Also, erst mal alles abnehmen und dann gehe ich ihn besuchen. Wir quatschen ein wenig und freuen uns, dass es so viele verrückte Leute gibt. Als "Weihnachtsgeschenk" bietet er mir eine Kiste Holzabfälle an - Klasse, die kann ich gleich verheizen. Und Sägemehl gibt's auch. Allerdings muss man das - laut Kjetil - in eine leere Milchtüte einfüllen, dann kann man es wie ein Stück Holz verbrennen. Werd ich gleich mal ausprobieren!

    Während im Garten das Badewasser warm wird, bäckt im Ofen ein kleines Brot. Das duftet mir die Hütte richtig voll! Lecker! Auf meinen Kontrollgängen zwischen den verschiedenen Feuerstellen ist noch Zeit für einen kleinen Schwatz mit Daniel, dem Nachbarssohn aus der obersten Hütte. Er arbeitet am Flughafen und ich schau mal, ob er als Taxi für meinen Heimflug geeignet ist. Aber - es ist ja noch Zeit.

    Nach dem Essen setze ich mich in die mäßig warme Badewanne. Es dampft nicht, aber die Temperatur ist ok - ich schätze auf 36 Grad. Mittlerweile regnet es in Strömen. Anfangs lasse ich mich dadurch noch beeinflussen und denke, dass ich heute nicht so lange im Wasser bleiben würde. Aber dann verlieren sich meine Gedanken, die Regentropfen nehme ich kaum noch wahr. Nur das klopfen auf der Plastiktasche, die meinen Bademantel trocken halten soll dringt gleichmäßig in mein Gehör. Ich stelle fest, dass ich von einem Ohr bis zum anderen breit strahle, über das ganze Gesicht! Warum? Mir geht das Bild von Viola nicht aus dem Kopf, die sich auf einmal so leicht gefühlt hat und dies immer wieder ausprobiert hat! Wie ein Vögelchen hat das ausgesehen.

    Mittwoch, 26. Dezember 2018

    Badestamp-Projekt


    Heute bin ich früh dran - schon um halb zehn (grins)! Und, wie will ich den Tag heute verbringen? Zum Frühstück übe ich ein wenig mein neues Hobby "Quantenheilung" - da kann und muss ich noch viel lernen. Es ist spannend!
    Nach dem herumtrödeln mache ich mich an das "Badestamp-Projekt II". Was das heißt? Ich hab bei Tageslicht meinen Badezuber angeschaut und festgestellt, dass die Theorie mit "im Salzwasser gibt's keine Algen" nicht ganz stimmt. Trübe ist das Wasser und auf Bank und Boden hat sich eine grün-braune Schicht gebildet. Also beschließe ich, das Wasser zu wechseln. Damit ist der Tag ausgefüllt. Wasser ablassen und den Zuber innen schrubben. Dann das ganze Schlauch- und Kabelwerk wieder aufbauen. Das Wasser scheint ein ganzes Stück weiter draußen zu sein als letztes Mal, mein Schlauch reicht nicht ganz. Aber bis ich alles soweit zusammengebaut habe, muss ich schon die Pumpe in Sicherheit bringen - die Flut kommt schneller als gedacht. Also alles versetzen usw. Ich krabble bestimmt 6-7 mal über die Felsbrocken und glitschigen großen Kiesel zum Wasser runter, bis Wasser marsch funktioniert. Da kommt "Arne mit dem Hund". Sofort dreht er ab zu mir und will natürlich genau wissen, was ich da mache. Zum Glück drängelt sein Hund, so dass er nicht ewig bleiben kann....
    Nach ziemlich genau 40 min ist der Zuber randvoll. Ich räume meine 7 Sachen wieder zusammen und heize kräftig ein. Während das Wasser hoffentlich warm wird, ziehe ich mich in die Hütte zurück - auf dem Herd köchelt mein Essen.

    Angeln? Hab ich ja schon ein paar Tage nicht mehr. Jetzt ist es allerdings schon dunkel. Aber am Steg geht das schon. Außerdem kann ich dabei beim anderen Arne wieder frisches Trinkwasser mitnehmen. Der Aufbruch gestaltet sich schwierig - Hägar streikt. Genauer gesagt, das Zündschloss ist eingefroren. Gut zureden und die warme Hand auflegen...dann mag er doch wieder. Mit dem Wasser habe ich Erfolg, mit Fischen leider nicht.
    Der Badestamp braucht einen ständigen Feuerwächter; trotzdem dauert es ewig, bis das Wasser warm wird. Immerhin schimmert es jetzt wieder klar aus dem Zuber! Erst um zehn Uhr abends ist es mir warm genug: 36-37 Grad. Nicht zu warm, aber paßt genau, dass ich es eine ganze Stunde aushalte. Ich glaub, ich mutiere noch zum Fisch....


    Dienstag, 25. Dezember 2018

    Hüttenromantik

    Heute bin ich es, die nicht vor halb elf aus dem Bett kommt. Es ist ein ekliger Tag - nein, so darf man das nicht sagen. Es herrscht ekliges Wetter: nasskalt, regnerisch, stürmisch. Ich muss die Terasse enteisen, mein Brennholz ins Trocken bringen, eine hölzerne Abdeckplatte wieder einfangen und dann stelle ich fest, dass der Wind das Ofenrohr vom Badestamp verweht hat. Es hat ohnehin nicht richtig gepasst, der eine Überlappungs-Zentimeter hat dem Lüftchen nicht standgehalten. Aber ich habe das bereits reklamiert. Na dann benütze ich halt nur eine Hälfte.

    Am unteren Teil des Ofenrohrs werden jetzt braune Ränder sichtbar, die zeigen wohl den jeweiligen Wasserstand an - wie man sieht, nimmt der Pegel täglich ca. 1 cm ab. Muss ich nochmal nachfüllen? Das ist ein großer Aufwand - selbst Björn hat über die Umständlichkeit gemault. Das bedeutet aber nur, dass die komfortable Endlösung in greifbare Nähe rückt - meine Nachbarn wollen ein Leerrohr von den Hütten zu den Bootshäusern legen. Damit können wir dann Wasser und Strom komfortabler installieren.

    Ein paar wenige dicke Schneeflocken fallen vom Himmel, Frank fährt mit dem Streuwagen vorbei. Der böige Wind hat einen großen Vorteil - er bläst auch die Wolken fort. Am frühen Nachmittag reißt der Himmel im Westen auf.


    So, jetzt wird's lustig, jetzt wird's richtig romantisch: wir haben Stromausfall! Ich habe das zuerst gar nicht bemerkt, weil ich am heizen des Badestamps war. Irgendwann ist mir aufgefallen, dass es ziemlich dunkel ist, sogar Ragnars Hütte war nicht mehr beleuchtet. Bei Björn und Anneliese ist es nicht ganz dunkel, ich vermute sie haben batteriebetriebene Lampen. Ich erinnere mich dunke., dass Astrid mir schon erklärt hat, dass das hier häufiger passieren kann. Ich hab das nur (noch) nicht inhaliert. Ich versuche mitzuhalten, indem ich eine Reihe an elektrischen Teelichtern aufbaue - mal schauen wie lange die Batterien halten. Und, natürlich wird der Holzofen jetzt eingeheizt. Hüttenromantik! Lustig ist, gerade eben habe ich noch telefoniert und behauptet, ohne Wasser käme ich ganz gut aus, ohne Strom nicht. Selbst meine Toilette funktioniert mit Strom. Na ja, schauen wir mal, wie wir das Beste daraus machen können und warten ab wie lange es dauert.

    Draußen fallen jetzt dichte, dicke, schwere und nasse Schneeflocken. Nun ist es wirklich stockfinster.  Am gegenüberliegenden Ufer zieht sich die Lichterkette der Ortschaften. Nachdem der Schneefall nachgelassen hat, kann man sehen, dass "die da drüben" noch Strom haben. Zweieinhalb Stunden dauert es bis auch bei uns die Lichter wieder angehen. Kurz danach fahren meine Nachbarn, die Olsens nach Hause - sie haben nur gewartet bis der Strom wieder da ist um zu schauen, ob alles in Ordnung ist.
    Die Zeit habe ich überbrückt mit Badestamp heizen, Hütte mit Holz heizen, auf dem Ofen Kartoffelküchle warm machen, Quetschkommode ausprobieren und dann habe ich noch etwas mit dem Handy gespielt. Und jetzt: ab in den täglichen Kochkessel - juhu!
    Der Batterie des Thermometers konnte ich noch einen letzten Hauch Kraft entlocken, indem ich sie auf den Ofen gelegt habe. 38 hat mein Bad - optimal! Gerade als ich meine Stirmlampe ausknipse fetzt Frank mit dem Schneeräumer um die Ecke. Ich winke und anscheinend hat er mich erkannt, er hupt kurz. Ich glaube, diesmal hab ich mich über 1 h garen und dabei die Gedanken schweifen lassen. Ganz schwummrig ist mir beim Aussteigen - barfuß im Schnee.

    Montag, 24. Dezember 2018

    Heilig Abend

    ...oder nicht so heilig? Denn heute gibt es in Evenes keinen Gottesdienst - der findet diesmal in Ramsund statt, was schätzungsweise 20 km entfernt ist. Da will ich den Abend lieber im Badestamp verbringen.
    Morgens hängen immer noch dichte Wolken am Himmel, es wird überhaupt nicht hell! Um halb 11 Uhr bringe ich dann den geliehenen Fernseher zurück - wie die Afrikanerinnen auf dem Kopf tragend (aber mit festhalten). Annelise ist noch im Morgenmantel - heute gibt es wohl einen müßigen Gammeltag.
    Nicht bei mir. Nicht dass ich heute viel vorhätte oder gar "arbeiten" wollte, aber es gibt viele schöne Dinge zu tun. Zum Beispiel duschen gehen - Viggo hat mich ja dazu in sein Ferienhaus eingeladen. Frisch gewaschene Haare fühlen sich einfach toll an (wenn man noch welche hat....)! Eine Kleinigkeit für Weihnachten bei Jardar vorbeibringen (Viola ist leider gerade spazieren). Er räumt mit dem riesigen Bulldog den Schnee auf die Seite - ob Hägar ihm wohl Konkurrenz machen kann? Dann schaue ich gegenüber noch bei Viggo und Randi vorbei. Viggo ist schon wieder auf dem Sprung - er will bei der Kirche ein paar Batterien austauschen. Ich unterhalte mich ein wenig mit Randi, sie treffen sich nachher mit der ganzen Familie zum Gottesdienst in Ramsund. Also machen wir den Besuch heute nicht so ausführlich. Ranid serviert mir einen Teller voller norwegischer Weihnachtsplätzchen. Da gibt es so tütenartige Waffeln, sehen ein wenig aus wie Eistüten und heissen "Krumkaker". Eigentlich logisch: "krummer Kuchen".
    Auf dem Rückweg versuche ich noch mein Angelglück - auf den Klippen bei Evenestangen pfeift der Wind. Vorn am Wasser gibt es geschütztere Plätze, aber die Strömung ist ziemlich stark. Ich versuch's gleich nochmal am Steg bei Liavika. Zwar auch ohne Petri-Heil, dafür aber mit totalem Glücksgefühl! Ich weiß nicht warum und woher, aber innerlich strahle ich. Das Meer liegt spiegelglatt da, über den Bergen glänzt ein blasser Lichtschimmer.



    Für Hägars Allradantrieb ist die Böschung zur Straße gar kein Hindernis. Zu Hause darf er jetzt endlich mal wieder seinen Schneeräumschild ausprobieren. Frank hat anscheinend den Weg zum mienen Nachbarn geräumt und so liegt vor meiner Einfahrt ein kleiner Schneehaufen. Hägar schiebt mir einen Weg zur Treppe frei. Außerdem bahnen wir noch einen "Rennweg" zum Badestamp. Dann zieht sich Hägar in sein Mauseloch zurück und wartet auf seinen nächsten Einsatz.

    Der Schnee ist nass und schwer, es hat heute vormittag ziemlich getaut. Am frühen Abend zieht es an, der Schnee verharscht. Terasse und Treppe werden dort, wo ich geräumt habe, jetzt eisglatt! Zum Glück habe ich jetzt eine Treppe mit ebenen Stufen, letztes Jahr musste ich bei Eisesglätte noch auf meiner Hühnerleiter balancieren.
    Nun zu meiner Lieblingsbeschäftigung - Feuer hüten. Das mag heute auch nicht richtig brennen - kein Zug. Also muss ich es hüten und nähren. Vorsichtig und mit viel Liebe, damit mein Wasserkessel wieder schön warm wird.
    Die Wassertemperatur muss ich mit dem "Hand-"Thermometer messen, ziemlich ungenau. Mit der langen Badebürste rühre ich kräftig im Kessel herum, um die Temperatur auszugleichen. Dann beschließe ich, dass es gut ist. Einfach perfekt!!! Die Temperatur ist super aushaltbar, aber so warm, dass die mittlerweile eisige Kälte an den Schultern gar nichts ausmacht und ich zum Schluss sogar die Mütze absetzen muss.
    Windstille. Nicht einmal das Meer plätschert am Ufer, einfach nur Stille. Über Narvik flackert der blassgoldene Widerschein der Laternen an der Wolkendecke. Er flackert aber nur, weil die Dampfschwaden aus dem Badestamp ihn immer wieder verdunkeln. Ab und zu kämpft sich ein wenig Mondlicht durch die dichten Wolken. Ich bin einfach nur hier und genieße....
    Nach einer Stunde bin ich gar - Zeit für den Ausstieg.


    Obwohl ich die Gummistiefel da liegen habe, erledige ich die paar Handgriffe um den Stamp herum barfuß im Schnee. Erst für den Rückweg ziehe ich Schuhe und Bademantel an. In Kleider mag ich gar nicht mehr einsteigen, falls es mir kalt werden sollte, kann ich mich ja in Annelises bunte Wolldecke oder den von Karin geerbten Daunenschlafsack einwickeln. Ab jetzt ist Fernsehabend angesagt.



    Sonntag, 23. Dezember 2018

    Zeitverschiebung

    ...funktioniert bei mir so: ich bin ein Nachtmensch und komme abends in Fahrt. Es wird spät. Mein Körper braucht aber trotzdem ausreichend Schlaf und den holt er sich dann morgens. Mein Wecker klingelt zwar uim 8 Uhr, damit ich nicht ganz aus dem Rythmus komme, aber heute ignoriere ich ihn konsequent. Und - wenn ich länger schlafe, dauert der Tag eben abends auch wieder länger...usw.

    Heute will es nicht hell werden. Warum? Dichte Wolken hängen über dem Fjord und lassen keinen Lichtstrahl durch. Über Nacht hat es ein wenig geschneit und eine feine Zuckerdecke bedeckt die Landschaft.
    Ich versinke im Computer, lese hier und da, lerne und erfahre viel. Ich mogele mich so durch den Morgen. Irgendwann raffe ich mich dann doch auf, etwas zu tun - ich möchte mir nochmal die Fernsehinstallation vornehmen. Björn hat mir gestern abend noch einen unbenutzten Fernseher vorbeigebracht, um meine Fehlersuche einzugrenzen. Mit meinem nagelneuen Fernseher, den ich in Aschbuch schon getestet hatte, bekomme ich hier kein Signal. Es dauert - ich drücke hier und da Knöpfe, verstelle die Satellitenschüssel und installiere alles mögliche. Plötzlich kommt ein Bild - auf dem geliehenen Fernseher. Also kann es nicht an der Antenne liegen.
    Während der Fernseher sich installiert packe ich mein Weihnachtsgeschenk, den spark, aus. Eigentlich ist er einfach zu montieren, aber wie das halt so ist, passen wieder mal 2 Bohrungen nicht ganz zusammen und ich muss ein wenig schrauben. Dabei habe ich anscheinend einen Schraubenzieher verschlampt, ärgerlich. Vielleicht taucht er ja irgendwann und irgendwo mal wieder auf? Natürlich muss ich das Teil gleich ausprobieren, aber es liegt noch zu wenig Schnee - die Kufen bleiben im Asphalt hängen. Warte noch ein Weilchen.
    Und mit dem Badestamp - auch noch warten? Um die Mittagszeit hat er immerhin noch 27 Grad - da brauche ich heute wohl nicht so doll heizen. Ja, ich warte damit noch ein Weilchen.
    Auch mein eigener Fernseher hat jetzt seinen Suchlauf beendet und - er findet tatsächlich irgendwas! Später werde ich noch schauen, ob da auch brauchbare Programme dabei sind, oder ob ich bei dem russischen Sender bleiben muss.
    Badestamp nachfeuern, den Schneeräumschild am Quad montieren und dann bei Annelise wieder ein bisschen Hokus Pokus machen. Es geschieht wieder etwas - man wird sehen. Mit Björnar fachsimpeln wir nun über das neue Siedlungshobby "badestamp". Auch dort hatte der sttamp gestern deutlich über 40 Grad - zu heiß für Annelise. Dicke nasse Flocken weichen mich auf dem Heimweg durch. Noch ein Scheit für den Badestamp.
    Am frühen Abend raffe ich micht endlich zu einem Mittagessen auf. Während ich koche, sehe ich ein Auto meine Auffahrt heraufkommen, ich vermute Björn, der seinen Fernsehen abholen will. Falsch. Es ist Viggo - eine sehr nette Überraschung! Ich freue mich sehr! Außer der herzlichen Begrüßung hat er mir noch ein Weihnachtsgeschenk mitgebracht - 1 kg Elchfleisch. Ich denke, das nehme ich mit nach Rolla, da kann Astrid für uns alle was Feines draus machen. Ich würde das edle Stück wahrscheinlich nur zerstören. Viggo bietet mir noch an, ein seinem Gästehaus zu duschen. Wenn ich das richtig verstanden habe, dann hängt der Schlüssel außen und ich kann jederzeit hinein. Ach, werde ich umsorgt!
    Die Freude gibt mir Energie und so greife ich das ungeliebte Thema "Wäsche" an. Von Hand, mit Wasser aus dem Kanister ist das immer eine größere Kugelfuhr. Erledigt.

    Meine Badewanne zeigt jetzt ca. 38 Grad an - optimal! Sollte ich bei dem heutigen Besucheransturm nicht vielleicht doch lieber einen Badeanzug anziehen? Der Schnee ist in Regen übergegangen, in der Wanne ist das ja nicht schlimm, aber mein Bademantel und die Schuhe haben das nicht so gern. Leider fällt mir das elektronische Anzeigeteil des Thermometers ins Wasser, da ist's vorbei mit der Messung. Ca. 3/4 h genieße ich das warme Wasser in ungemütlicher Umgebung. Na ja, nur das Wetter ist ungemütlich, die weiße Winterlandschaft ist ja schon sehr gemütlich.
     

    Müßiggang und süßes Nichtstun! Kein schlechtes Gewissen dass ich das "Wasserprojekt" noch nicht in Angriff genommen habe. Kommt Zeit, kommt Wasser....

    Samstag, 22. Dezember 2018

    Badestamp - die Zweite

    Wenn ich nicht unterm Tag aufschreibe, was ich fühle, dann verblasst es bis zum Abend. Das passiert mir auch heute so...ich versuch mal, mich zurückzufühlen zu heute vormittag. Da habe ich mein Anglerglück wieder mal versucht - am Bootssteg in Liavika. Saukalt ist's. Schwarzgrün kräußelt sich das Meer zu meinen Füßen. Nur an den flacheren Stellen kann man den Grund durch das türkisblaue Wasser schimmern sehen. Am nur wenig bewölkten Himmel strahlen die Kondensstreifen der Flugzeuge in weiß- bis rotgold.

    Wenn ich auf die Fische angewiesen wäre, müßte ich ganz schön hungern. Aber wir sind ja zivilisiert und der Laden ist nur ca. 5 km entfernt. Hägar darf sich ein wenig warmlaufen. Ragnar ist gestern abend unerwartet eingegtrudelt, da muss ich heut mal noch vorbeischauen. Aber Björnars Auto steht an den Bootshäusern, da halte ich natürlich an und schaue, was er so treibt. Er hat sich auch einen Badestamp gekauft, den will er heute aufbauen. Ich biete meine Hilfe an. Gemeinsam stellen wir den Zuber ins Lot auf einen Unterbau aus Balken und unterlegten Brettchen. Sieht äußerst vertrauenerweckend aus! Aber Björn meint, wenn erstmal Wasser drin ist, steht er bombenfest. Wasser - ja, das ist das nächste Problem. Björn hat einen 1000 l Tank neben dem Bootshaus stehen und möchte damit das Wasser nach oben transportieren - einfach über die Straße pumpen (wie ich) möchte er nicht so gerne. Die Schläuche haben einen deutlich größeren Durchmesser und die Pumpe funktioniert mit einem Benzinmotor. Wenn sie funktioniert... Die gesamte Ausrüstung ist neu, daher müssen wir ziemlich experimentieren bis alles zusammenpasst und klappt. Das Umfüllen vom Tank in den Badestamp darf Björn alleine machen, scheint allerdings auch nicht ganz problemlos zu sein. Es dauert. Das Licht ist schon weg, als er nochmal zum Bootshaus kommt, um Wassernachschub zu holen. Natürlich helfe ich wieder. Mittlerweile hat die Ebbe eingesetzt und der Weg Wasser ist zu weit, also fahren wir zum Militärsteg, dort ist eine Betonrampe bis ans Wasser. Aber jetzt will die Pumpe nicht mehr. Unendliche Versuche unternehmen wir, basteln und experimentieren. Als wir fast aufgegeben haben, klappt es auf einmal. Mit klammen, nassen Händen füllen wir den Tank erneut auf und bringen ihn heim. Mit der Bemerkung, ich sei einer seiner liebsten Nachbarn, darf ich mich auf den Heimweg machen. Kunststück - bei 2 Nachbarn!

    Mittlerweile ist leider mein Feuer im eigenen Badestamp erloschen - heute ist kein Wetter für prasselndes Feuer. Die Wassertemperatur liegt bei 20 Grad, da muss ich noch ordentlich heizen, bis ich baden gehen kann.
    Nun endlich gibt es ein "Mittag"essen. Es poltert auf der Treppe - Ragnar kommt zu Besuch. Er will mir "nur" ein Weihnachtsgeschenk vorbeibringen - eine riesige Schachtel Pralinen. Er ist schon wieder auf dem Weg nach Schweden - es war nur ein kurzer Abstecher hierher. Eva ist gar nicht erst mitgekommen. Eigentlich wollten sie am zweiten Weihnachtsfeiertag herkommen, aber ein guter Freund von Ragnar ist gestorben und wird kurz nach Weihnachten beerdigt, da kann es sein, dass sie diesmal gar nicht herfahren. Man wird sehen....
    Nocheinmal Holz nachlegen, dann besuche ich Annelise (und Björnar). Bei einem Glas Wein lassen wir es uns gutgehen und quatschen ein wenig. Annelise erlaubt mir, sie für meine Quantenheilungsversuche zu benutzen, sie hat Schmerzen im Knie. Ja, sie spürt etwas. Ich finde das aufregend. Ob's hilft? Man wird sehen.... Sie schenkt mir zu Weihnachten eine fröhlich bunte Wolldecke, an der sie die letzten 2 Jahre gestrickt hat - die findet Platz auf meinem Sofa.

    Die schlechte Nachricht: bei so einem ausgefüllten Tag wie heute vergesse ich doch glatt, Fotos zu schießen.

    Ich hatte im Badestamp-Ofen noch ein paar Scheite aufgelegt und hab mich ins Wohnzimmer gesetzt. Gegen 10 Uhr abends beschließe ich, jetzt baden zu gehen, auch wenn es noch kalt ist. 38 Grad zeigt das Thermometer - suuuper! Wenn ich noch umrühre, kommen wir vielleicht wieder auf 36? Im Ofen liegt noch massig Glut. Einstieg - vorsichtig mit einem Fuß. Aber - was ist das??? So fühlen sich doch keine 38 Grad an? Viel zu heiß - ich verbrühe mich doch! Ganz schnell umrühren. Ein Blick aufs Thermometer zeigt jetzt fast 45 Grad an!!! Boah - bin ich doch Kannibale? Eine Zeitlang versuche ich, immer abwechselnd mit einem Fuß, langsam einzusteigen. Meine Füße nehmen so viel Hitze auf, dass ich trotz der Kälte um mich herum nicht friere. Nach ca. 10 min gebe ich auf, ich möchte noch nicht gegart werden.
    Um 11 Uhr unternehme ich nochmal einen Versuch. Das Thermometer zeigt jetzt knapp 42 Grad an. Zentimeter für Zentimeter rutsche ich ins heiße Wasser - mit viel Willenskraft ist es aushaltbar. Die Mütze? Nein die brauche ich nicht mehr. Dunkel ist es auch nicht richtig - irgendwie ist alles einfach nur dunkel-dämmrig. Ob es an den vielen Lichtern und Laternen liegt oder am (fast) Vollmond, der die dichte Wolkendecke von oben anstrahlt, ist ungewiß. Ich denke nach....und nun habe ich die Aufgabe, meine Gedankenfetzen in brauchbare Sätze zu formen. Auch wenn sie unreif sind, möchte ich sie doch festhalten.

    Die Seele
    Was ist das eigentlich? Man benutzt das Wort häufig, manchmal einfach nur in Redewendungen, manchmal aber auch ganz ernsthaft. "Seele", das passt nicht in meine naturwissenschaftliche Welt! Meine Großmutter hat oft davon gesprochen. Sie war Anthroposophin und ihre Stimme hat immer "salbungsvollen" geklungen. Zumindest empfand ich das so. In unserer Familie wurde sie für ihre Ansichten eher belächelt. Aber vielleicht war sie einfach zu schlau für meinen einfachen Verstand? Brauche ich 50 Jahre, um Dinge zu lernen und zu akzeptieren, die die Menschheit schon seit Jahrtausenden kennt?
    Ich schaue mal, was Wikipedia zur Seele meint und hoffe auf eine prägnante, managementgerechte Erklärung. Pech gehabt - ich stoße auf einen endlos langen Artikel über die unterschiedlichsten Religionen und Philosphen. Zu viel für mich! Meine Idee, vielleicht nochmal ein wenig Philosophie zu studieren, verwerfe ich ganz schnell wieder. Immerhin finde ich ein paar Gemeinsamkeiten bei all den unterschiedlichen Ansichten. Die Seele läßt sich nicht greifen oder ansehen. Wo sie wirklich sitzt, kann keiner genau sagen. Sie gehört zwar irgendwie zum Körper, aber auch nicht. Angeblich wiegt sie auch etwas, denn wenn ein Mensch stirbt und die Seele ihn verläßt, verliert er an Gewicht.
    Aus all meinen Gedanken und Erkenntnissen der letzten Monate bastle ich mir jetzt einfach mal meine eigene Erklärung, mein eigenes Weltbild. Ein Entwurf - eine Skizze....
    Wenn alles aus Licht und Energie besteht, wenn man nur entweder Wellen oder Materie messen kann (Unschärfetheorie), dann könnte die Seele doch der Teil des Körpers (Verschränkung) sein, den man gerade nicht als Materie wahrnimmt? Damit erklärt sich auch, dass der Sitz der Seele nicht definierbar ist. Mit dem Tod des Körpers, bzw. mit dessen Umwandlung in einen anderen Aggregatzustand (Energieerhaltung), löst sich dieser Teil - auch weiterhin ist sein Ort damit nicht definierbar. Die Seele kehrt sozusagen zurück ins Universum. Die ihr eigene Schwingung, ihr Wesen also, bleibt erhalten und verbindet sich vielleicht irgendwann wieder mit einem neuen Körper (Reinkarnation). Diese Vorstellung erlaubt es mir, den Tod mit einer neuen Leichtigkeit zu akzeptieren.
    Viele Lehren und Weisheiten waren bisher für mich nur Worte. Ich habe sie nicht ernst genommen, nicht verstanden, als kleingeistig abgetan. Nun aber ergibt vieles einen Sinn, wenn man es nicht wörtlich nimmt.

    Freitag, 21. Dezember 2018

    Einweihung

    Ein Gammeltag...oder doch nicht?
    Ich habe gestern noch lange ferngesehen, darum beginnt der Tag spät. Na ja, es ist ja nicht wirklich Tag - der kürzeste Tag des Jahres versteckt die wenigen hellen Stunden hinter einer grauen Wolkenwand. Trist. Keine Lust auf nix - nichtmal ordentlich frühstücken. Erst am späten Vormittag raffe ich mich auf, das Pumpengelumpe aufzuräumen. Es gibt Verbesserungspotenzial beim Anschluss und zusammenrollen des laaangen Schlauches. Aber nicht jetzt.
    Ja, ich bin draußen, und da werde ich auch noch ein Weilchen bleiben. Hinterm Haus wächst und gedeiht wieder eine Eiswand. Ich verfolge genau, woher sie stammt und überlege, wie ich sie nächstes Jahr eindämmen kann. Ein paar Ideen keimen. So, jetzt aber endlich zum Badestamp - Feuer machen! Mein Reisighaufen wird jetzt einem vernünftigen Zweck zugeführt. Allerdings ist das Holz jung und nass, da muss noch ein Sack Bauholzreste beigefügt werden, damit es ordentlich knastert. Feuerchen spielen tu ich gerne! Schon lange habe ich ein Wasserthermomether - jetzt endlich darf es zum Einsatz kommen. 4 Grad hat das Wasser! Soweit ich mich erinnere, hat es bie dieser Temperatur die größte Dichte. Vielleicht läuft die Wanne ja über, wenn das Wasser warm ist? Ca. 3 h soll es angeblich dauern - nur! Das glaub ich nicht. Aber was solls, dann wird halt erst morgen gebadet. Der Kamin gibt unmissverständliche Rauchzeichen von sich, meine Klamotten bekommen ein "feines Gschmäckle".

    Nochmal ordentlich nachlegen, dann breche ich zum fischen auf. Diesmal nehme ich das Fahrrad und daher auch nur den kurzen Weg bis zum Steg zwei Bergnasen weiter. Ein bisschen Wasser, Luft und Licht genießen. Über den Bergen von Kjeldebotn glänzt ein schmaler goldener Streifen Restlicht - ein Heiligenschein der Gipfel?
    Oh - da hat was angebissen! Ein ordentlicher Dorsch. Noch ist er zu weit weg, um ihn mit Schwung hochzuziehen - als es dann so weit ist, schnalzt er zweimal und springt vom Haken. So nicht, Freundchen! Mein Jagdfieber ist erwacht. Egal wie kalt die Finger werden, ich werfe den Köder immer und immer wieder aus. Es dunkelt. Plötzlich ragt etwas aus dem Wasser vor mir - hab ich da was Sonderbares gefangen? Nein, mein Köder hängt nirgends. Ein Stück Holz? Nein, das kann nicht so senkrecht aus dem Wasser ragen. Eine Ente? Das Etwas taucht unter und nicht mehr auf - dann kanns auch keine Ente gewesen sein. So beschließe ich, dass es der Fischotter war, der hier wohnt. Schließlich packe ich meine Angelsachen doch ein - immerhin weiß jetzt, dass es noch einen Fisch im Fjord gibt und irgendwann werden ich ihn kriegen. Davon bin ich überzeugt.

    Ein Blick in den Ofen - da muss ich nachfüllen. Der Reisighaufen schwindet. Ich liebe Feuerspiele! Hand ins Wasser - oh, fühlt sich schon warm an. Ja, hier beim Ofen. Aber wie ist es am anderen Ende? Das Thermometer zeigt schon 29 Grad! Wow! Da lag die Angabe mit 3 Stunden doch gar nicht so schrecklich daneben? Ich lege nocheinmal nach und verziehe mich dann erstmal in die Hütte.

    So - jetzt beginnt der Test. Badeanzug? Verschwendung. Bin eh alleine und es ist dunkel. Das Thermometer zeigt 37 Grad - sollte optimal sein. Aber als ich einsteige merke ich, dass am Boden noch eine Menge kalten Wassers steht. Nach der Durchmischung sinds noch micklirge 33 Grad - also schnell nochmal Holz nachlegen! Es dauert, bis das wieder richtig brennt, es war nur noch ein klein wenig Glut vorhanden. Feste pusten hilft. Und dann abwarten. Ich bin ein Kannibale - nur koche ich mich selbst. Nach und nach steigt die Temperatur und als ich am Ende mit Schwimmhäuten aus dem Wasser steige, liegen wir bei kuschligen 37 Grad.
    Mein Traum ist wahr geworden!!!!!


    Ich schwebe im Wasser und genieße. Ich denke nicht über mein Leben nach und dennoch ist alles präsent. Kein Gram, keine Enttäuschung finden in meine Gedanken. Ich genieße den Augenblick! Die Dampfschwaden in der kalten Luft, das diffuse Mondlicht, das gerade noch so durch die Wokendecke findet, das Rauschen der Wellen am Ufer, die rotgoldenen Lichter der Ortschaften am anderen Ufer und Ragnars weißes Licht, das die Birken wie beschneit aussehen lässt. Meine Nachbarn Annelise und Björnar trudeln ein. Eine kleine Freudenträne mischt sich in das Meerwasser des Badestamps.

    Donnerstag, 20. Dezember 2018

    Shoppen

    Als Betthupferl gab's gestern Nacht noch ein paar leichte Streifen Polarlicht. Heute morgen glänzt wieder ein wunderbares Orange hinter den Bergen. Zum Frühstück lasse ich das Licht aus, damit ich die Morgendämmerung vollständig genießen kann. Leider muss ich Euch enttäuschen, denn ich habe heute überhaupt keine Bilder gemacht - ich habe den Tag einfach nur erlebt und nicht digital abgebildet.

    Im Winter nach Harstad fahren, mit dem Quad? Zum shoppen? Mal schauen, wie sich das anfühlt. Mit der Kleidung muss ich noch etwas experimentieren, die verschiedenen Zwiebelschalen tausche ich ein wenig durch. Aber es ist heute nicht so furchtbar kalt, leicht über Null pendeln sich die Temperaturen ein. Richtung Harstad zieht der Himmel etwas zu, das Licht wird grau und dämmrig. Mein shopping-Ziel ist der "Männerkindergarten", also Baumarkt. Wie kann es anders sein? Vorher kurz noch im Elektronikmarkt reingeschaut - was ich suche haben sie leider nicht (ein CD-Laufwerk für den Computer). Auch im Baumarkt läuft nicht alles geschmiert. Ich habe dort im Sommer eine Wasserpumpe mit Schlauch und Fittingsgekauft - aber die Fittings fitten nichts. Schon einmal war ich dort und die Jungs haben zu mehreren erfolglos versucht, die Gerätschaften zusammenzubauen. Daher habe ich mir aus Deutschland Material mitgenommen. Leider komme ich auch damit nicht weiter, bis ich auf einer Internetseite die Lösung finde: ich muss noch ein festes Rohrstück mit einbauen!!! Warum wissen die Verkäufer das nicht? Allerdings fehlt mir immer noch ein Adapter, aber bei aller Auswahl gibt es diesen einen Adapter leider auch nicht. Also wieder tricksen - und den Schlauch an der Pumpe direkt mit einer Schlauchschelle befestigen. Wenn's anders nicht geht... Als Belohnung und in Erwartung der kommenden Schneefälle nehme ich noch einen Schneeschieber und mein Weihnachtsgeschenk mit. Das zeig ich Euch später.
    Im nächsten Baumarkt finde ich zwar keinen Ersatz-Hahn für meinen Wasserkanister, dafür aber einen ganzen Kanister mit Hahn zum vernünftigen Preis.

    Uups - hab ich doch glatt vergessen, meinen Rucksack aufzusetzen. Zum Glück ist er noch nicht vom Heckträger gertuscht - schnell festhalten und zum Anhalten in die nächste Nebenstraße abbiegen. Als ich umgedreht habe und vor dem Einbiegen anhalten muss, macht Hägar nicht mit. Er rutscht einfach geradeaus, als ob er keine Bremsen kennen würde. So was! Da ist Eis auf der Straße!? Gut versteckt, unter Straßenstaub und Split nicht erkennbar. Zum Glück hat das Auto vor mir sich schon schön rechts eingeordnet, so dass uns ein Meter Rutschweg zur Verfügung steht. Grade nochmal gut gegangen.

    Auf dem Heimweg fahre ich einen kleinen Umweg über Evenskjer. Im Baumarkt dort sollte für mich endlich das Ersatzglas für meine Terassentür geliefert worden sein. Ist es auch! Und es ist heil! (zur Erinnerung: im Sommer kam es in Scherben an) Die Scheibe ist in einer Palette gut verankert. Nachdem wir 2 kleine Holzfüßchen entfernt haben, passt die Palette millimetergenau in meinen kleinen Anhänger! Alle anderen größeren Einküufe sind leicht und können leicht obendrauf gestellt werden.
    Ich fühle mich wohl auf Hägar. Die Stirn wird langsam etwas kalt, der restliche Körper ist warm. Die Hände werden durch die Griffzeizung angewärmt und sind nach außen mit den Lenkerstulpen geschützt. Diese konnte ich allerdings nur montieren, weil ich die Handprotektoren vorher abgebaut habe. Winterfest.

    Bei Evenestangen versuche ich nochmal mein Angelglück. Ein eisiger Wind bläst über die Klippen, so daß Hagar singt und pfeift. Direkt an der Wasserkante ist es etwas geschützter aber dennoch windig. So bleibe ich heut nicht allzulange - hab ja auch wieder mal keine Fische gesehen. Die "Gazelle" ist heute nicht dabei, dennoch komme ich recht gut mit dem Klippen-Klettern klar. Der letzte Stop ist bei Arnes Quelle. Mein Nachbar lebt sehr autark in seiner kleinen Hütte. Er hat Solarzellen, ein Windrad, Gasheizung. Das vom Berg kommende Rinnsal hat er eingefasst - an dem Schläuchlein bediene ich mich. Arne kommt gerade von seinem täglichen Spaziergang mit seinem Hündchen zurück - mit ihm kann ich mich nur schwer verständigen. Irgendwie verstehe ich ihn kaum. Egal, wir sind trotzdem freundlich zueinander.

    Zu Hause versinke ich in der Montage des Schlauchwerks. Es ist schon dunkel, bis ich alles soweit zusammen habe, dass ich einen Pumpversuch unternehmen könnte. Mit meiner Leuchtmütze bewaffnet sammle ich alle Utensilien im Schubkarren und fahre sie hinunter zu den Bootshäusern. Ob wohl Kabel und Schläuche lange genug sind? Oh je - es ist Ebbe. Da reicht das Schlauchwerk nicht. Ich lasse die Dinge zwischen den Bootshäusern liegen und ziehe mich in meine kuschelige Hütte zurück.
    Lernen, recherchieren, lesen, hören - alles bei einer Tasse leckerer, warmer Karamellmilch. Gemütlich - stressfrei - schön!

    Kurz nach zehn - ich bin noch fit...und die Flut ist da. Ob ich wohl nochmal raus soll? Die Neugier siegt und ich mache mich ans Pumpwerk. Es dauert, bis alles aufgebaut und verlegt ist. Und bis die Pumpe dann auch pumpt; schließlich muss vorher die Luft raus. Den Schlauch habe einfach über die Straße gelegt, ohne Schutz und ohne Hinweis. Es funktioniert! Nach nur gut 1/2 Stunde ist die Wanne voll. Ich habe natürlich die ganze Zeit Wache gestanden. Ein einziges Auto kam vorbei - es hat kurz gerumpelt, aber meiner Wasserleitung ist nichts passiert. Zum aufräumen hab ich jetzt allerdings keine Lust mehr.

    Mittwoch, 19. Dezember 2018

    Lichtspiele

    Was für ein Tag! Bereits das Morgenrot bei kaltem klarem Wetter war schon vielversprechend. Am Küchentisch sitzend mit Blick auf den Fjord und die Berge führe ich meine morgendlichechen Übungen und Rituale aus: Singmeditation und etwas Gymnastik für die Füße. Während ich noch überlege, wie ich den Tag gestalten will, klingelt der Flughafen durch - mein Koffer ist angekommen. Die Verständigung ist schwierig - sowohl von der Akustik als auch von der Sprache. Der Herr meint, er käme in ca. 1/2 Stunde und würde den Koffer vorbeibringen. Nichts geschieht. Nach etwa einer Stunde fährt Viola in meine Auffahrt - der Flughafen hat auch bei ihr angerufen und den Koffer der Einfachheit halber bewi ihr abgegeben. Meine Adresse kennen die Leute nicht, der Straßennamen ist hier ziemlich unbekannt. Egal - auf diese Weise können wir ein wenig plauschen und ich erfahre ein bisschen etwas über Viola. Ihr geht es eigentlich nicht besonders gut, aber dennoch kümmert sie sich täglich um ihre Mitmenschen. Ich würde gerne etwas für sie tun...

    Auf nach Bogen zur Gemeindeverwaltung! Wir haben ein Problem mit der Rechnung für die halbjährlichen Müllgebühren. Die Rechnung landet jedesmal in meinem Brifkasten, den ich natürlich nicht leere (aus Deutschland...) und weswegen ich dann regelmäßig Mahngebühren bezahlen muss. Ich hatte darum gebeten, mir die Rechnung per E-Mail zuzustellen, hat aber nicht funktinoiert. Eine Einzugsermächtigung kann ich leider auch nicht ausstellen, dazu ist meine ausländische Personennummer nicht hochwertig genug. Es gäbe noch die Möglichkeit, die Rechnung als "E-Rechnung" an die Bank zuzustellen - zumindest für die Mahngebühr hat das schon mal funktioniert. Um halb zwölf trudle ich im Büro ein - dort sagt man mir, dass nur zwischen 1 und halb 4 jemand da wäre. Also umsonst hierhergefahren?
    Nein! Denn das Licht ist so phantastisch und mystisch! Hinter jeder Ecke und Kurve tun sich neue Schönheiten und Ausblicke auf. Buchten sind teilweise zugefroren, gelegntlich finden sich kleine Mini-Eisberge im Eis. An den Felswänden wachsen Eiszapfen, die spitzen Berge ragen weiß gegen den tiefblauen Himmel.

    Das Meer liegt ziemlich ruhig da, es schläft wohl. Mal schauen, ob die Fische das auch tun. Voller Energie gehe ich den kurzen Weg vom Parkplatz zum Klippenrand von Evenestangen. Mein Fuß ist aktuell schmerzfrei! Ich fühle mich fast wie eine Gazelle, so turne ich über die Felsen - ist das nicht ein tolles Gefühl?! Hochstimmung pur! Daran ändern auch die schlafenden Fische nichts, angeln tut man ja auch nicht nur, um etwas zu fangen. Es ist einfach schön, draßen zu sein, die Natur auf sich wirken zu lassen, Licht, Luft, Wasser zu spüren und zu genießen.

    Als mir kalt genug ist, breche ich zum zweiten Mal Richtung Bogen auf. Glaubt ja nicht, dass die zweite Tour nun langweiliger wäre als die erste! Das Licht hat sich verändert, gelb bis ocker fließt es jetzt über die Schneehänge. Eigentlich mag ich gar nicht weiterfahren, ständig halte ich zum fotografieren an. Vermutlich bilden die Fotos aber Licht und Farben nicht annähernd so wunderbar ab, wie in Natur! Man muss es einfach erleben. Das ist Leben!


    Auf dem Gemeindebüro darf ich mich mit einer älteren Damen unterhalten. Sie wirkt erst etwas abweisend, ist dann aber sehr freundlich. Die ausstehenden Mahngebühren storniert sie und stellt mein Profil auf "e-faktura" um. Warten wir ab, ob es diesmal klappt.
    Auch die Heimfahrt macht Freude, auch wenn es jetzt schon dunkelt und ich dann von den entgegenkommenden Fahrzeugen geblendet werde.  Hägar scheint auch seinen Spaß zu haben.
    Astrid ruft an - wir verabreden meinen Besuch auf Rolla für voraussichtlich Silvester.

    Der Rest des Tages ist noch lange genug, aber draußen ist es nun dunkel. Ich könnte drin an der Wasserleitung für den Badestamp weiterbasteln, aber stattdessen trödle ich anderweitig herum. Lecker Mittagessen kochen. Den Holzofen anheizen. Koffer auspacken und Laptop hochfahren - schon gibt es wieder genügend Arbeit. Natürlich funktioniert das Gerät (noch) nicht einwandfrei, so kann ich den Abend mit Softwarewartung und Co verbringen.


    Dienstag, 18. Dezember 2018

    In die Gänge kommen

    16:30 Uhr, es ist stockdunkel. Eigentlich würde der Mond leuchten, aber der hat sich soeben hinter den Wolken versteckt.
    Aber von vorn.
    In der Nacht hat etwas Polarlicht geleuchtet, eigentlich war es nur ein leicht grünlicher Schimmer über der Bergkante. Die fantastischen Polarlicht-Vorhänge mit den scharfen Kanten lassen wohl noch etwas auf sich warten.
    Kurz nach 8 Uhr werde ich wach, bei Narvik schiebt sich ein orangenes Morgenrot über die Berge. Es dämmert und gegen 9 Uhr ist es hell genug um draußen etwas tun zu können. Als erstes werde ich Hägar wieder fahrbereit machen. Die Batterie habe ich über Nacht aufgeladen und nachdem ich Hägar ausgepackt habe wird sie eingebaut. Dabei geht mal kurz eine Schraube verloren also muss ich eine neue zurechtsägen. Hägar springt nicht auf Anhieb an, aber nach drei oder vier Versuchen läuft er wunderbar rund. Nun ziehe ich den Anhänger heraus, aber bei dem muss ich die Kupplung erst gängig machen. So, alles bereit.
    Weil ich gerade schon draußen bin schaue ich mal nach dem Badestamp - die Abdeckplane ist an einigen Stellen festgefroren und teilweise haben sich dicke Eisnester gebildet. Als ich die riesige Folie zur Seite gelegt habe ist es Zeit zum Einkaufen. Hägar scharrt schon mit den Hufen. Gut eingepackt, die Lenkerstulpen montiert und die Griffheizung angeworfen mache ich mich auf nach Evenskjer.
    Nach ca. 20 kalten trockenen km frage ich dort am Baumarkt, ob die Scheibe für meine Terrassentür schon angekommen ist - natürlich nicht. Die kleine Tankstelle am Ort hat etwas Luft für Hägar; und der Supermarkt (Rema1000), der im Sommer abgerissen wurde, ist wieder eröffnet.
    Voll beladen und zufrieden tuckern wir zurück, aber diesmal nehmen wird die Nebenstrecke über Tårstadt, in der Hoffnung vielleicht einen Elch zu Gesicht zu bekommen. Hier im Wald liegt etwas Schnee und die Bäume sind leicht gezuckert. Es fängt schon an zu dämmern und wenn ich das Fernlicht einschalte glitzert und funkelt der Schnee herrlich. Ein Elch hat sich leider nicht sehen lassen aber die Fahrt haben wir dennoch genossen. Jetzt gibt's noch einen Zwischenstopp an meinem Angelplatz. Mit der Kälte in den Knochen und gefrorene Pfützen in den Auswaschungen der Felsen ist es nicht ganz einfach bis ans vordere Ende der Klippen zu gelangen. Ein bisschen Angst habe ich schon vor dem stolpern, schließlich geht es hier gleich in das kalte Meer. Lange versuche ich mein Angelglück nicht denn ich bin doch ordentlich durchgefroren. Einen sonderbaren Fang mache ich trotzdem, nämlich einen Handschuh. Uups das ist mein Eigener!? Der ist wohl beim Auswerfen der Angel am Haken hängen geblieben und zum Glück so gut, dass ich ihn auch wieder aus dem Wasser ziehen konnte. Zum heimfahren ziehe ich ihn lieber nicht an, denn nun ist er natürlich patschnass. Am Horizont verblasst langsam aber stetig das Abendrot.
    Mein Koffer ist noch nicht aufgetaucht, also muss ich den Blog mühsam mit dem Handy zusammenbasteln.
    Und dann gibt's eine Überraschung: im Gemeindeblättle lese, ich dass um 18:30 Uhr in der Kirche ein Konzert stattfindet. Es ist schon fast 6 Uhr und so muss ich mich wohl sehr schnell entscheiden: hier drinnen ist es kuschelig warm und draußen saukalt. Ich besiege den Schweinehund, ziehe mich warm an und flitze zur Kirche. Das hat sich gelohnt: die kleine Holzkirche ist gemütlich, warm und bis auf den letzten Platz besetzt.
    Ein kleiner samischer Chor in Tracht, der Gesangverein aus dem Nachbarort, ein kleiner Posaunenchor, ein einheimischer Trompeter und das Solo eines 10-jährigen Jungen werden zum Besten gegeben.
    Die Organistin wandert jedesmal durch die Kirche, um an drei verschiedenen Plätzen in die Tasten zu greifen. Zu guter Letzt schmettert ein älterer Herr zwischen 60 und 70 aus vollem Hals mit Hingabe ein Weihnachtslied - diese Stimme muss von Wikingern abstammen!!