Dienstag, 18. Dezember 2018

In die Gänge kommen

16:30 Uhr, es ist stockdunkel. Eigentlich würde der Mond leuchten, aber der hat sich soeben hinter den Wolken versteckt.
Aber von vorn.
In der Nacht hat etwas Polarlicht geleuchtet, eigentlich war es nur ein leicht grünlicher Schimmer über der Bergkante. Die fantastischen Polarlicht-Vorhänge mit den scharfen Kanten lassen wohl noch etwas auf sich warten.
Kurz nach 8 Uhr werde ich wach, bei Narvik schiebt sich ein orangenes Morgenrot über die Berge. Es dämmert und gegen 9 Uhr ist es hell genug um draußen etwas tun zu können. Als erstes werde ich Hägar wieder fahrbereit machen. Die Batterie habe ich über Nacht aufgeladen und nachdem ich Hägar ausgepackt habe wird sie eingebaut. Dabei geht mal kurz eine Schraube verloren also muss ich eine neue zurechtsägen. Hägar springt nicht auf Anhieb an, aber nach drei oder vier Versuchen läuft er wunderbar rund. Nun ziehe ich den Anhänger heraus, aber bei dem muss ich die Kupplung erst gängig machen. So, alles bereit.
Weil ich gerade schon draußen bin schaue ich mal nach dem Badestamp - die Abdeckplane ist an einigen Stellen festgefroren und teilweise haben sich dicke Eisnester gebildet. Als ich die riesige Folie zur Seite gelegt habe ist es Zeit zum Einkaufen. Hägar scharrt schon mit den Hufen. Gut eingepackt, die Lenkerstulpen montiert und die Griffheizung angeworfen mache ich mich auf nach Evenskjer.
Nach ca. 20 kalten trockenen km frage ich dort am Baumarkt, ob die Scheibe für meine Terrassentür schon angekommen ist - natürlich nicht. Die kleine Tankstelle am Ort hat etwas Luft für Hägar; und der Supermarkt (Rema1000), der im Sommer abgerissen wurde, ist wieder eröffnet.
Voll beladen und zufrieden tuckern wir zurück, aber diesmal nehmen wird die Nebenstrecke über Tårstadt, in der Hoffnung vielleicht einen Elch zu Gesicht zu bekommen. Hier im Wald liegt etwas Schnee und die Bäume sind leicht gezuckert. Es fängt schon an zu dämmern und wenn ich das Fernlicht einschalte glitzert und funkelt der Schnee herrlich. Ein Elch hat sich leider nicht sehen lassen aber die Fahrt haben wir dennoch genossen. Jetzt gibt's noch einen Zwischenstopp an meinem Angelplatz. Mit der Kälte in den Knochen und gefrorene Pfützen in den Auswaschungen der Felsen ist es nicht ganz einfach bis ans vordere Ende der Klippen zu gelangen. Ein bisschen Angst habe ich schon vor dem stolpern, schließlich geht es hier gleich in das kalte Meer. Lange versuche ich mein Angelglück nicht denn ich bin doch ordentlich durchgefroren. Einen sonderbaren Fang mache ich trotzdem, nämlich einen Handschuh. Uups das ist mein Eigener!? Der ist wohl beim Auswerfen der Angel am Haken hängen geblieben und zum Glück so gut, dass ich ihn auch wieder aus dem Wasser ziehen konnte. Zum heimfahren ziehe ich ihn lieber nicht an, denn nun ist er natürlich patschnass. Am Horizont verblasst langsam aber stetig das Abendrot.
Mein Koffer ist noch nicht aufgetaucht, also muss ich den Blog mühsam mit dem Handy zusammenbasteln.
Und dann gibt's eine Überraschung: im Gemeindeblättle lese, ich dass um 18:30 Uhr in der Kirche ein Konzert stattfindet. Es ist schon fast 6 Uhr und so muss ich mich wohl sehr schnell entscheiden: hier drinnen ist es kuschelig warm und draußen saukalt. Ich besiege den Schweinehund, ziehe mich warm an und flitze zur Kirche. Das hat sich gelohnt: die kleine Holzkirche ist gemütlich, warm und bis auf den letzten Platz besetzt.
Ein kleiner samischer Chor in Tracht, der Gesangverein aus dem Nachbarort, ein kleiner Posaunenchor, ein einheimischer Trompeter und das Solo eines 10-jährigen Jungen werden zum Besten gegeben.
Die Organistin wandert jedesmal durch die Kirche, um an drei verschiedenen Plätzen in die Tasten zu greifen. Zu guter Letzt schmettert ein älterer Herr zwischen 60 und 70 aus vollem Hals mit Hingabe ein Weihnachtslied - diese Stimme muss von Wikingern abstammen!!


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