Freitag, 21. Dezember 2018

Einweihung

Ein Gammeltag...oder doch nicht?
Ich habe gestern noch lange ferngesehen, darum beginnt der Tag spät. Na ja, es ist ja nicht wirklich Tag - der kürzeste Tag des Jahres versteckt die wenigen hellen Stunden hinter einer grauen Wolkenwand. Trist. Keine Lust auf nix - nichtmal ordentlich frühstücken. Erst am späten Vormittag raffe ich mich auf, das Pumpengelumpe aufzuräumen. Es gibt Verbesserungspotenzial beim Anschluss und zusammenrollen des laaangen Schlauches. Aber nicht jetzt.
Ja, ich bin draußen, und da werde ich auch noch ein Weilchen bleiben. Hinterm Haus wächst und gedeiht wieder eine Eiswand. Ich verfolge genau, woher sie stammt und überlege, wie ich sie nächstes Jahr eindämmen kann. Ein paar Ideen keimen. So, jetzt aber endlich zum Badestamp - Feuer machen! Mein Reisighaufen wird jetzt einem vernünftigen Zweck zugeführt. Allerdings ist das Holz jung und nass, da muss noch ein Sack Bauholzreste beigefügt werden, damit es ordentlich knastert. Feuerchen spielen tu ich gerne! Schon lange habe ich ein Wasserthermomether - jetzt endlich darf es zum Einsatz kommen. 4 Grad hat das Wasser! Soweit ich mich erinnere, hat es bie dieser Temperatur die größte Dichte. Vielleicht läuft die Wanne ja über, wenn das Wasser warm ist? Ca. 3 h soll es angeblich dauern - nur! Das glaub ich nicht. Aber was solls, dann wird halt erst morgen gebadet. Der Kamin gibt unmissverständliche Rauchzeichen von sich, meine Klamotten bekommen ein "feines Gschmäckle".

Nochmal ordentlich nachlegen, dann breche ich zum fischen auf. Diesmal nehme ich das Fahrrad und daher auch nur den kurzen Weg bis zum Steg zwei Bergnasen weiter. Ein bisschen Wasser, Luft und Licht genießen. Über den Bergen von Kjeldebotn glänzt ein schmaler goldener Streifen Restlicht - ein Heiligenschein der Gipfel?
Oh - da hat was angebissen! Ein ordentlicher Dorsch. Noch ist er zu weit weg, um ihn mit Schwung hochzuziehen - als es dann so weit ist, schnalzt er zweimal und springt vom Haken. So nicht, Freundchen! Mein Jagdfieber ist erwacht. Egal wie kalt die Finger werden, ich werfe den Köder immer und immer wieder aus. Es dunkelt. Plötzlich ragt etwas aus dem Wasser vor mir - hab ich da was Sonderbares gefangen? Nein, mein Köder hängt nirgends. Ein Stück Holz? Nein, das kann nicht so senkrecht aus dem Wasser ragen. Eine Ente? Das Etwas taucht unter und nicht mehr auf - dann kanns auch keine Ente gewesen sein. So beschließe ich, dass es der Fischotter war, der hier wohnt. Schließlich packe ich meine Angelsachen doch ein - immerhin weiß jetzt, dass es noch einen Fisch im Fjord gibt und irgendwann werden ich ihn kriegen. Davon bin ich überzeugt.

Ein Blick in den Ofen - da muss ich nachfüllen. Der Reisighaufen schwindet. Ich liebe Feuerspiele! Hand ins Wasser - oh, fühlt sich schon warm an. Ja, hier beim Ofen. Aber wie ist es am anderen Ende? Das Thermometer zeigt schon 29 Grad! Wow! Da lag die Angabe mit 3 Stunden doch gar nicht so schrecklich daneben? Ich lege nocheinmal nach und verziehe mich dann erstmal in die Hütte.

So - jetzt beginnt der Test. Badeanzug? Verschwendung. Bin eh alleine und es ist dunkel. Das Thermometer zeigt 37 Grad - sollte optimal sein. Aber als ich einsteige merke ich, dass am Boden noch eine Menge kalten Wassers steht. Nach der Durchmischung sinds noch micklirge 33 Grad - also schnell nochmal Holz nachlegen! Es dauert, bis das wieder richtig brennt, es war nur noch ein klein wenig Glut vorhanden. Feste pusten hilft. Und dann abwarten. Ich bin ein Kannibale - nur koche ich mich selbst. Nach und nach steigt die Temperatur und als ich am Ende mit Schwimmhäuten aus dem Wasser steige, liegen wir bei kuschligen 37 Grad.
Mein Traum ist wahr geworden!!!!!


Ich schwebe im Wasser und genieße. Ich denke nicht über mein Leben nach und dennoch ist alles präsent. Kein Gram, keine Enttäuschung finden in meine Gedanken. Ich genieße den Augenblick! Die Dampfschwaden in der kalten Luft, das diffuse Mondlicht, das gerade noch so durch die Wokendecke findet, das Rauschen der Wellen am Ufer, die rotgoldenen Lichter der Ortschaften am anderen Ufer und Ragnars weißes Licht, das die Birken wie beschneit aussehen lässt. Meine Nachbarn Annelise und Björnar trudeln ein. Eine kleine Freudenträne mischt sich in das Meerwasser des Badestamps.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen