Samstag, 22. Dezember 2018

Badestamp - die Zweite

Wenn ich nicht unterm Tag aufschreibe, was ich fühle, dann verblasst es bis zum Abend. Das passiert mir auch heute so...ich versuch mal, mich zurückzufühlen zu heute vormittag. Da habe ich mein Anglerglück wieder mal versucht - am Bootssteg in Liavika. Saukalt ist's. Schwarzgrün kräußelt sich das Meer zu meinen Füßen. Nur an den flacheren Stellen kann man den Grund durch das türkisblaue Wasser schimmern sehen. Am nur wenig bewölkten Himmel strahlen die Kondensstreifen der Flugzeuge in weiß- bis rotgold.

Wenn ich auf die Fische angewiesen wäre, müßte ich ganz schön hungern. Aber wir sind ja zivilisiert und der Laden ist nur ca. 5 km entfernt. Hägar darf sich ein wenig warmlaufen. Ragnar ist gestern abend unerwartet eingegtrudelt, da muss ich heut mal noch vorbeischauen. Aber Björnars Auto steht an den Bootshäusern, da halte ich natürlich an und schaue, was er so treibt. Er hat sich auch einen Badestamp gekauft, den will er heute aufbauen. Ich biete meine Hilfe an. Gemeinsam stellen wir den Zuber ins Lot auf einen Unterbau aus Balken und unterlegten Brettchen. Sieht äußerst vertrauenerweckend aus! Aber Björn meint, wenn erstmal Wasser drin ist, steht er bombenfest. Wasser - ja, das ist das nächste Problem. Björn hat einen 1000 l Tank neben dem Bootshaus stehen und möchte damit das Wasser nach oben transportieren - einfach über die Straße pumpen (wie ich) möchte er nicht so gerne. Die Schläuche haben einen deutlich größeren Durchmesser und die Pumpe funktioniert mit einem Benzinmotor. Wenn sie funktioniert... Die gesamte Ausrüstung ist neu, daher müssen wir ziemlich experimentieren bis alles zusammenpasst und klappt. Das Umfüllen vom Tank in den Badestamp darf Björn alleine machen, scheint allerdings auch nicht ganz problemlos zu sein. Es dauert. Das Licht ist schon weg, als er nochmal zum Bootshaus kommt, um Wassernachschub zu holen. Natürlich helfe ich wieder. Mittlerweile hat die Ebbe eingesetzt und der Weg Wasser ist zu weit, also fahren wir zum Militärsteg, dort ist eine Betonrampe bis ans Wasser. Aber jetzt will die Pumpe nicht mehr. Unendliche Versuche unternehmen wir, basteln und experimentieren. Als wir fast aufgegeben haben, klappt es auf einmal. Mit klammen, nassen Händen füllen wir den Tank erneut auf und bringen ihn heim. Mit der Bemerkung, ich sei einer seiner liebsten Nachbarn, darf ich mich auf den Heimweg machen. Kunststück - bei 2 Nachbarn!

Mittlerweile ist leider mein Feuer im eigenen Badestamp erloschen - heute ist kein Wetter für prasselndes Feuer. Die Wassertemperatur liegt bei 20 Grad, da muss ich noch ordentlich heizen, bis ich baden gehen kann.
Nun endlich gibt es ein "Mittag"essen. Es poltert auf der Treppe - Ragnar kommt zu Besuch. Er will mir "nur" ein Weihnachtsgeschenk vorbeibringen - eine riesige Schachtel Pralinen. Er ist schon wieder auf dem Weg nach Schweden - es war nur ein kurzer Abstecher hierher. Eva ist gar nicht erst mitgekommen. Eigentlich wollten sie am zweiten Weihnachtsfeiertag herkommen, aber ein guter Freund von Ragnar ist gestorben und wird kurz nach Weihnachten beerdigt, da kann es sein, dass sie diesmal gar nicht herfahren. Man wird sehen....
Nocheinmal Holz nachlegen, dann besuche ich Annelise (und Björnar). Bei einem Glas Wein lassen wir es uns gutgehen und quatschen ein wenig. Annelise erlaubt mir, sie für meine Quantenheilungsversuche zu benutzen, sie hat Schmerzen im Knie. Ja, sie spürt etwas. Ich finde das aufregend. Ob's hilft? Man wird sehen.... Sie schenkt mir zu Weihnachten eine fröhlich bunte Wolldecke, an der sie die letzten 2 Jahre gestrickt hat - die findet Platz auf meinem Sofa.

Die schlechte Nachricht: bei so einem ausgefüllten Tag wie heute vergesse ich doch glatt, Fotos zu schießen.

Ich hatte im Badestamp-Ofen noch ein paar Scheite aufgelegt und hab mich ins Wohnzimmer gesetzt. Gegen 10 Uhr abends beschließe ich, jetzt baden zu gehen, auch wenn es noch kalt ist. 38 Grad zeigt das Thermometer - suuuper! Wenn ich noch umrühre, kommen wir vielleicht wieder auf 36? Im Ofen liegt noch massig Glut. Einstieg - vorsichtig mit einem Fuß. Aber - was ist das??? So fühlen sich doch keine 38 Grad an? Viel zu heiß - ich verbrühe mich doch! Ganz schnell umrühren. Ein Blick aufs Thermometer zeigt jetzt fast 45 Grad an!!! Boah - bin ich doch Kannibale? Eine Zeitlang versuche ich, immer abwechselnd mit einem Fuß, langsam einzusteigen. Meine Füße nehmen so viel Hitze auf, dass ich trotz der Kälte um mich herum nicht friere. Nach ca. 10 min gebe ich auf, ich möchte noch nicht gegart werden.
Um 11 Uhr unternehme ich nochmal einen Versuch. Das Thermometer zeigt jetzt knapp 42 Grad an. Zentimeter für Zentimeter rutsche ich ins heiße Wasser - mit viel Willenskraft ist es aushaltbar. Die Mütze? Nein die brauche ich nicht mehr. Dunkel ist es auch nicht richtig - irgendwie ist alles einfach nur dunkel-dämmrig. Ob es an den vielen Lichtern und Laternen liegt oder am (fast) Vollmond, der die dichte Wolkendecke von oben anstrahlt, ist ungewiß. Ich denke nach....und nun habe ich die Aufgabe, meine Gedankenfetzen in brauchbare Sätze zu formen. Auch wenn sie unreif sind, möchte ich sie doch festhalten.

Die Seele
Was ist das eigentlich? Man benutzt das Wort häufig, manchmal einfach nur in Redewendungen, manchmal aber auch ganz ernsthaft. "Seele", das passt nicht in meine naturwissenschaftliche Welt! Meine Großmutter hat oft davon gesprochen. Sie war Anthroposophin und ihre Stimme hat immer "salbungsvollen" geklungen. Zumindest empfand ich das so. In unserer Familie wurde sie für ihre Ansichten eher belächelt. Aber vielleicht war sie einfach zu schlau für meinen einfachen Verstand? Brauche ich 50 Jahre, um Dinge zu lernen und zu akzeptieren, die die Menschheit schon seit Jahrtausenden kennt?
Ich schaue mal, was Wikipedia zur Seele meint und hoffe auf eine prägnante, managementgerechte Erklärung. Pech gehabt - ich stoße auf einen endlos langen Artikel über die unterschiedlichsten Religionen und Philosphen. Zu viel für mich! Meine Idee, vielleicht nochmal ein wenig Philosophie zu studieren, verwerfe ich ganz schnell wieder. Immerhin finde ich ein paar Gemeinsamkeiten bei all den unterschiedlichen Ansichten. Die Seele läßt sich nicht greifen oder ansehen. Wo sie wirklich sitzt, kann keiner genau sagen. Sie gehört zwar irgendwie zum Körper, aber auch nicht. Angeblich wiegt sie auch etwas, denn wenn ein Mensch stirbt und die Seele ihn verläßt, verliert er an Gewicht.
Aus all meinen Gedanken und Erkenntnissen der letzten Monate bastle ich mir jetzt einfach mal meine eigene Erklärung, mein eigenes Weltbild. Ein Entwurf - eine Skizze....
Wenn alles aus Licht und Energie besteht, wenn man nur entweder Wellen oder Materie messen kann (Unschärfetheorie), dann könnte die Seele doch der Teil des Körpers (Verschränkung) sein, den man gerade nicht als Materie wahrnimmt? Damit erklärt sich auch, dass der Sitz der Seele nicht definierbar ist. Mit dem Tod des Körpers, bzw. mit dessen Umwandlung in einen anderen Aggregatzustand (Energieerhaltung), löst sich dieser Teil - auch weiterhin ist sein Ort damit nicht definierbar. Die Seele kehrt sozusagen zurück ins Universum. Die ihr eigene Schwingung, ihr Wesen also, bleibt erhalten und verbindet sich vielleicht irgendwann wieder mit einem neuen Körper (Reinkarnation). Diese Vorstellung erlaubt es mir, den Tod mit einer neuen Leichtigkeit zu akzeptieren.
Viele Lehren und Weisheiten waren bisher für mich nur Worte. Ich habe sie nicht ernst genommen, nicht verstanden, als kleingeistig abgetan. Nun aber ergibt vieles einen Sinn, wenn man es nicht wörtlich nimmt.

Freitag, 21. Dezember 2018

Einweihung

Ein Gammeltag...oder doch nicht?
Ich habe gestern noch lange ferngesehen, darum beginnt der Tag spät. Na ja, es ist ja nicht wirklich Tag - der kürzeste Tag des Jahres versteckt die wenigen hellen Stunden hinter einer grauen Wolkenwand. Trist. Keine Lust auf nix - nichtmal ordentlich frühstücken. Erst am späten Vormittag raffe ich mich auf, das Pumpengelumpe aufzuräumen. Es gibt Verbesserungspotenzial beim Anschluss und zusammenrollen des laaangen Schlauches. Aber nicht jetzt.
Ja, ich bin draußen, und da werde ich auch noch ein Weilchen bleiben. Hinterm Haus wächst und gedeiht wieder eine Eiswand. Ich verfolge genau, woher sie stammt und überlege, wie ich sie nächstes Jahr eindämmen kann. Ein paar Ideen keimen. So, jetzt aber endlich zum Badestamp - Feuer machen! Mein Reisighaufen wird jetzt einem vernünftigen Zweck zugeführt. Allerdings ist das Holz jung und nass, da muss noch ein Sack Bauholzreste beigefügt werden, damit es ordentlich knastert. Feuerchen spielen tu ich gerne! Schon lange habe ich ein Wasserthermomether - jetzt endlich darf es zum Einsatz kommen. 4 Grad hat das Wasser! Soweit ich mich erinnere, hat es bie dieser Temperatur die größte Dichte. Vielleicht läuft die Wanne ja über, wenn das Wasser warm ist? Ca. 3 h soll es angeblich dauern - nur! Das glaub ich nicht. Aber was solls, dann wird halt erst morgen gebadet. Der Kamin gibt unmissverständliche Rauchzeichen von sich, meine Klamotten bekommen ein "feines Gschmäckle".

Nochmal ordentlich nachlegen, dann breche ich zum fischen auf. Diesmal nehme ich das Fahrrad und daher auch nur den kurzen Weg bis zum Steg zwei Bergnasen weiter. Ein bisschen Wasser, Luft und Licht genießen. Über den Bergen von Kjeldebotn glänzt ein schmaler goldener Streifen Restlicht - ein Heiligenschein der Gipfel?
Oh - da hat was angebissen! Ein ordentlicher Dorsch. Noch ist er zu weit weg, um ihn mit Schwung hochzuziehen - als es dann so weit ist, schnalzt er zweimal und springt vom Haken. So nicht, Freundchen! Mein Jagdfieber ist erwacht. Egal wie kalt die Finger werden, ich werfe den Köder immer und immer wieder aus. Es dunkelt. Plötzlich ragt etwas aus dem Wasser vor mir - hab ich da was Sonderbares gefangen? Nein, mein Köder hängt nirgends. Ein Stück Holz? Nein, das kann nicht so senkrecht aus dem Wasser ragen. Eine Ente? Das Etwas taucht unter und nicht mehr auf - dann kanns auch keine Ente gewesen sein. So beschließe ich, dass es der Fischotter war, der hier wohnt. Schließlich packe ich meine Angelsachen doch ein - immerhin weiß jetzt, dass es noch einen Fisch im Fjord gibt und irgendwann werden ich ihn kriegen. Davon bin ich überzeugt.

Ein Blick in den Ofen - da muss ich nachfüllen. Der Reisighaufen schwindet. Ich liebe Feuerspiele! Hand ins Wasser - oh, fühlt sich schon warm an. Ja, hier beim Ofen. Aber wie ist es am anderen Ende? Das Thermometer zeigt schon 29 Grad! Wow! Da lag die Angabe mit 3 Stunden doch gar nicht so schrecklich daneben? Ich lege nocheinmal nach und verziehe mich dann erstmal in die Hütte.

So - jetzt beginnt der Test. Badeanzug? Verschwendung. Bin eh alleine und es ist dunkel. Das Thermometer zeigt 37 Grad - sollte optimal sein. Aber als ich einsteige merke ich, dass am Boden noch eine Menge kalten Wassers steht. Nach der Durchmischung sinds noch micklirge 33 Grad - also schnell nochmal Holz nachlegen! Es dauert, bis das wieder richtig brennt, es war nur noch ein klein wenig Glut vorhanden. Feste pusten hilft. Und dann abwarten. Ich bin ein Kannibale - nur koche ich mich selbst. Nach und nach steigt die Temperatur und als ich am Ende mit Schwimmhäuten aus dem Wasser steige, liegen wir bei kuschligen 37 Grad.
Mein Traum ist wahr geworden!!!!!


Ich schwebe im Wasser und genieße. Ich denke nicht über mein Leben nach und dennoch ist alles präsent. Kein Gram, keine Enttäuschung finden in meine Gedanken. Ich genieße den Augenblick! Die Dampfschwaden in der kalten Luft, das diffuse Mondlicht, das gerade noch so durch die Wokendecke findet, das Rauschen der Wellen am Ufer, die rotgoldenen Lichter der Ortschaften am anderen Ufer und Ragnars weißes Licht, das die Birken wie beschneit aussehen lässt. Meine Nachbarn Annelise und Björnar trudeln ein. Eine kleine Freudenträne mischt sich in das Meerwasser des Badestamps.

Donnerstag, 20. Dezember 2018

Shoppen

Als Betthupferl gab's gestern Nacht noch ein paar leichte Streifen Polarlicht. Heute morgen glänzt wieder ein wunderbares Orange hinter den Bergen. Zum Frühstück lasse ich das Licht aus, damit ich die Morgendämmerung vollständig genießen kann. Leider muss ich Euch enttäuschen, denn ich habe heute überhaupt keine Bilder gemacht - ich habe den Tag einfach nur erlebt und nicht digital abgebildet.

Im Winter nach Harstad fahren, mit dem Quad? Zum shoppen? Mal schauen, wie sich das anfühlt. Mit der Kleidung muss ich noch etwas experimentieren, die verschiedenen Zwiebelschalen tausche ich ein wenig durch. Aber es ist heute nicht so furchtbar kalt, leicht über Null pendeln sich die Temperaturen ein. Richtung Harstad zieht der Himmel etwas zu, das Licht wird grau und dämmrig. Mein shopping-Ziel ist der "Männerkindergarten", also Baumarkt. Wie kann es anders sein? Vorher kurz noch im Elektronikmarkt reingeschaut - was ich suche haben sie leider nicht (ein CD-Laufwerk für den Computer). Auch im Baumarkt läuft nicht alles geschmiert. Ich habe dort im Sommer eine Wasserpumpe mit Schlauch und Fittingsgekauft - aber die Fittings fitten nichts. Schon einmal war ich dort und die Jungs haben zu mehreren erfolglos versucht, die Gerätschaften zusammenzubauen. Daher habe ich mir aus Deutschland Material mitgenommen. Leider komme ich auch damit nicht weiter, bis ich auf einer Internetseite die Lösung finde: ich muss noch ein festes Rohrstück mit einbauen!!! Warum wissen die Verkäufer das nicht? Allerdings fehlt mir immer noch ein Adapter, aber bei aller Auswahl gibt es diesen einen Adapter leider auch nicht. Also wieder tricksen - und den Schlauch an der Pumpe direkt mit einer Schlauchschelle befestigen. Wenn's anders nicht geht... Als Belohnung und in Erwartung der kommenden Schneefälle nehme ich noch einen Schneeschieber und mein Weihnachtsgeschenk mit. Das zeig ich Euch später.
Im nächsten Baumarkt finde ich zwar keinen Ersatz-Hahn für meinen Wasserkanister, dafür aber einen ganzen Kanister mit Hahn zum vernünftigen Preis.

Uups - hab ich doch glatt vergessen, meinen Rucksack aufzusetzen. Zum Glück ist er noch nicht vom Heckträger gertuscht - schnell festhalten und zum Anhalten in die nächste Nebenstraße abbiegen. Als ich umgedreht habe und vor dem Einbiegen anhalten muss, macht Hägar nicht mit. Er rutscht einfach geradeaus, als ob er keine Bremsen kennen würde. So was! Da ist Eis auf der Straße!? Gut versteckt, unter Straßenstaub und Split nicht erkennbar. Zum Glück hat das Auto vor mir sich schon schön rechts eingeordnet, so dass uns ein Meter Rutschweg zur Verfügung steht. Grade nochmal gut gegangen.

Auf dem Heimweg fahre ich einen kleinen Umweg über Evenskjer. Im Baumarkt dort sollte für mich endlich das Ersatzglas für meine Terassentür geliefert worden sein. Ist es auch! Und es ist heil! (zur Erinnerung: im Sommer kam es in Scherben an) Die Scheibe ist in einer Palette gut verankert. Nachdem wir 2 kleine Holzfüßchen entfernt haben, passt die Palette millimetergenau in meinen kleinen Anhänger! Alle anderen größeren Einküufe sind leicht und können leicht obendrauf gestellt werden.
Ich fühle mich wohl auf Hägar. Die Stirn wird langsam etwas kalt, der restliche Körper ist warm. Die Hände werden durch die Griffzeizung angewärmt und sind nach außen mit den Lenkerstulpen geschützt. Diese konnte ich allerdings nur montieren, weil ich die Handprotektoren vorher abgebaut habe. Winterfest.

Bei Evenestangen versuche ich nochmal mein Angelglück. Ein eisiger Wind bläst über die Klippen, so daß Hagar singt und pfeift. Direkt an der Wasserkante ist es etwas geschützter aber dennoch windig. So bleibe ich heut nicht allzulange - hab ja auch wieder mal keine Fische gesehen. Die "Gazelle" ist heute nicht dabei, dennoch komme ich recht gut mit dem Klippen-Klettern klar. Der letzte Stop ist bei Arnes Quelle. Mein Nachbar lebt sehr autark in seiner kleinen Hütte. Er hat Solarzellen, ein Windrad, Gasheizung. Das vom Berg kommende Rinnsal hat er eingefasst - an dem Schläuchlein bediene ich mich. Arne kommt gerade von seinem täglichen Spaziergang mit seinem Hündchen zurück - mit ihm kann ich mich nur schwer verständigen. Irgendwie verstehe ich ihn kaum. Egal, wir sind trotzdem freundlich zueinander.

Zu Hause versinke ich in der Montage des Schlauchwerks. Es ist schon dunkel, bis ich alles soweit zusammen habe, dass ich einen Pumpversuch unternehmen könnte. Mit meiner Leuchtmütze bewaffnet sammle ich alle Utensilien im Schubkarren und fahre sie hinunter zu den Bootshäusern. Ob wohl Kabel und Schläuche lange genug sind? Oh je - es ist Ebbe. Da reicht das Schlauchwerk nicht. Ich lasse die Dinge zwischen den Bootshäusern liegen und ziehe mich in meine kuschelige Hütte zurück.
Lernen, recherchieren, lesen, hören - alles bei einer Tasse leckerer, warmer Karamellmilch. Gemütlich - stressfrei - schön!

Kurz nach zehn - ich bin noch fit...und die Flut ist da. Ob ich wohl nochmal raus soll? Die Neugier siegt und ich mache mich ans Pumpwerk. Es dauert, bis alles aufgebaut und verlegt ist. Und bis die Pumpe dann auch pumpt; schließlich muss vorher die Luft raus. Den Schlauch habe einfach über die Straße gelegt, ohne Schutz und ohne Hinweis. Es funktioniert! Nach nur gut 1/2 Stunde ist die Wanne voll. Ich habe natürlich die ganze Zeit Wache gestanden. Ein einziges Auto kam vorbei - es hat kurz gerumpelt, aber meiner Wasserleitung ist nichts passiert. Zum aufräumen hab ich jetzt allerdings keine Lust mehr.

Mittwoch, 19. Dezember 2018

Lichtspiele

Was für ein Tag! Bereits das Morgenrot bei kaltem klarem Wetter war schon vielversprechend. Am Küchentisch sitzend mit Blick auf den Fjord und die Berge führe ich meine morgendlichechen Übungen und Rituale aus: Singmeditation und etwas Gymnastik für die Füße. Während ich noch überlege, wie ich den Tag gestalten will, klingelt der Flughafen durch - mein Koffer ist angekommen. Die Verständigung ist schwierig - sowohl von der Akustik als auch von der Sprache. Der Herr meint, er käme in ca. 1/2 Stunde und würde den Koffer vorbeibringen. Nichts geschieht. Nach etwa einer Stunde fährt Viola in meine Auffahrt - der Flughafen hat auch bei ihr angerufen und den Koffer der Einfachheit halber bewi ihr abgegeben. Meine Adresse kennen die Leute nicht, der Straßennamen ist hier ziemlich unbekannt. Egal - auf diese Weise können wir ein wenig plauschen und ich erfahre ein bisschen etwas über Viola. Ihr geht es eigentlich nicht besonders gut, aber dennoch kümmert sie sich täglich um ihre Mitmenschen. Ich würde gerne etwas für sie tun...

Auf nach Bogen zur Gemeindeverwaltung! Wir haben ein Problem mit der Rechnung für die halbjährlichen Müllgebühren. Die Rechnung landet jedesmal in meinem Brifkasten, den ich natürlich nicht leere (aus Deutschland...) und weswegen ich dann regelmäßig Mahngebühren bezahlen muss. Ich hatte darum gebeten, mir die Rechnung per E-Mail zuzustellen, hat aber nicht funktinoiert. Eine Einzugsermächtigung kann ich leider auch nicht ausstellen, dazu ist meine ausländische Personennummer nicht hochwertig genug. Es gäbe noch die Möglichkeit, die Rechnung als "E-Rechnung" an die Bank zuzustellen - zumindest für die Mahngebühr hat das schon mal funktioniert. Um halb zwölf trudle ich im Büro ein - dort sagt man mir, dass nur zwischen 1 und halb 4 jemand da wäre. Also umsonst hierhergefahren?
Nein! Denn das Licht ist so phantastisch und mystisch! Hinter jeder Ecke und Kurve tun sich neue Schönheiten und Ausblicke auf. Buchten sind teilweise zugefroren, gelegntlich finden sich kleine Mini-Eisberge im Eis. An den Felswänden wachsen Eiszapfen, die spitzen Berge ragen weiß gegen den tiefblauen Himmel.

Das Meer liegt ziemlich ruhig da, es schläft wohl. Mal schauen, ob die Fische das auch tun. Voller Energie gehe ich den kurzen Weg vom Parkplatz zum Klippenrand von Evenestangen. Mein Fuß ist aktuell schmerzfrei! Ich fühle mich fast wie eine Gazelle, so turne ich über die Felsen - ist das nicht ein tolles Gefühl?! Hochstimmung pur! Daran ändern auch die schlafenden Fische nichts, angeln tut man ja auch nicht nur, um etwas zu fangen. Es ist einfach schön, draßen zu sein, die Natur auf sich wirken zu lassen, Licht, Luft, Wasser zu spüren und zu genießen.

Als mir kalt genug ist, breche ich zum zweiten Mal Richtung Bogen auf. Glaubt ja nicht, dass die zweite Tour nun langweiliger wäre als die erste! Das Licht hat sich verändert, gelb bis ocker fließt es jetzt über die Schneehänge. Eigentlich mag ich gar nicht weiterfahren, ständig halte ich zum fotografieren an. Vermutlich bilden die Fotos aber Licht und Farben nicht annähernd so wunderbar ab, wie in Natur! Man muss es einfach erleben. Das ist Leben!


Auf dem Gemeindebüro darf ich mich mit einer älteren Damen unterhalten. Sie wirkt erst etwas abweisend, ist dann aber sehr freundlich. Die ausstehenden Mahngebühren storniert sie und stellt mein Profil auf "e-faktura" um. Warten wir ab, ob es diesmal klappt.
Auch die Heimfahrt macht Freude, auch wenn es jetzt schon dunkelt und ich dann von den entgegenkommenden Fahrzeugen geblendet werde.  Hägar scheint auch seinen Spaß zu haben.
Astrid ruft an - wir verabreden meinen Besuch auf Rolla für voraussichtlich Silvester.

Der Rest des Tages ist noch lange genug, aber draußen ist es nun dunkel. Ich könnte drin an der Wasserleitung für den Badestamp weiterbasteln, aber stattdessen trödle ich anderweitig herum. Lecker Mittagessen kochen. Den Holzofen anheizen. Koffer auspacken und Laptop hochfahren - schon gibt es wieder genügend Arbeit. Natürlich funktioniert das Gerät (noch) nicht einwandfrei, so kann ich den Abend mit Softwarewartung und Co verbringen.


Dienstag, 18. Dezember 2018

In die Gänge kommen

16:30 Uhr, es ist stockdunkel. Eigentlich würde der Mond leuchten, aber der hat sich soeben hinter den Wolken versteckt.
Aber von vorn.
In der Nacht hat etwas Polarlicht geleuchtet, eigentlich war es nur ein leicht grünlicher Schimmer über der Bergkante. Die fantastischen Polarlicht-Vorhänge mit den scharfen Kanten lassen wohl noch etwas auf sich warten.
Kurz nach 8 Uhr werde ich wach, bei Narvik schiebt sich ein orangenes Morgenrot über die Berge. Es dämmert und gegen 9 Uhr ist es hell genug um draußen etwas tun zu können. Als erstes werde ich Hägar wieder fahrbereit machen. Die Batterie habe ich über Nacht aufgeladen und nachdem ich Hägar ausgepackt habe wird sie eingebaut. Dabei geht mal kurz eine Schraube verloren also muss ich eine neue zurechtsägen. Hägar springt nicht auf Anhieb an, aber nach drei oder vier Versuchen läuft er wunderbar rund. Nun ziehe ich den Anhänger heraus, aber bei dem muss ich die Kupplung erst gängig machen. So, alles bereit.
Weil ich gerade schon draußen bin schaue ich mal nach dem Badestamp - die Abdeckplane ist an einigen Stellen festgefroren und teilweise haben sich dicke Eisnester gebildet. Als ich die riesige Folie zur Seite gelegt habe ist es Zeit zum Einkaufen. Hägar scharrt schon mit den Hufen. Gut eingepackt, die Lenkerstulpen montiert und die Griffheizung angeworfen mache ich mich auf nach Evenskjer.
Nach ca. 20 kalten trockenen km frage ich dort am Baumarkt, ob die Scheibe für meine Terrassentür schon angekommen ist - natürlich nicht. Die kleine Tankstelle am Ort hat etwas Luft für Hägar; und der Supermarkt (Rema1000), der im Sommer abgerissen wurde, ist wieder eröffnet.
Voll beladen und zufrieden tuckern wir zurück, aber diesmal nehmen wird die Nebenstrecke über Tårstadt, in der Hoffnung vielleicht einen Elch zu Gesicht zu bekommen. Hier im Wald liegt etwas Schnee und die Bäume sind leicht gezuckert. Es fängt schon an zu dämmern und wenn ich das Fernlicht einschalte glitzert und funkelt der Schnee herrlich. Ein Elch hat sich leider nicht sehen lassen aber die Fahrt haben wir dennoch genossen. Jetzt gibt's noch einen Zwischenstopp an meinem Angelplatz. Mit der Kälte in den Knochen und gefrorene Pfützen in den Auswaschungen der Felsen ist es nicht ganz einfach bis ans vordere Ende der Klippen zu gelangen. Ein bisschen Angst habe ich schon vor dem stolpern, schließlich geht es hier gleich in das kalte Meer. Lange versuche ich mein Angelglück nicht denn ich bin doch ordentlich durchgefroren. Einen sonderbaren Fang mache ich trotzdem, nämlich einen Handschuh. Uups das ist mein Eigener!? Der ist wohl beim Auswerfen der Angel am Haken hängen geblieben und zum Glück so gut, dass ich ihn auch wieder aus dem Wasser ziehen konnte. Zum heimfahren ziehe ich ihn lieber nicht an, denn nun ist er natürlich patschnass. Am Horizont verblasst langsam aber stetig das Abendrot.
Mein Koffer ist noch nicht aufgetaucht, also muss ich den Blog mühsam mit dem Handy zusammenbasteln.
Und dann gibt's eine Überraschung: im Gemeindeblättle lese, ich dass um 18:30 Uhr in der Kirche ein Konzert stattfindet. Es ist schon fast 6 Uhr und so muss ich mich wohl sehr schnell entscheiden: hier drinnen ist es kuschelig warm und draußen saukalt. Ich besiege den Schweinehund, ziehe mich warm an und flitze zur Kirche. Das hat sich gelohnt: die kleine Holzkirche ist gemütlich, warm und bis auf den letzten Platz besetzt.
Ein kleiner samischer Chor in Tracht, der Gesangverein aus dem Nachbarort, ein kleiner Posaunenchor, ein einheimischer Trompeter und das Solo eines 10-jährigen Jungen werden zum Besten gegeben.
Die Organistin wandert jedesmal durch die Kirche, um an drei verschiedenen Plätzen in die Tasten zu greifen. Zu guter Letzt schmettert ein älterer Herr zwischen 60 und 70 aus vollem Hals mit Hingabe ein Weihnachtslied - diese Stimme muss von Wikingern abstammen!!


Montag, 17. Dezember 2018

Ankunft (Advent)

Ach, geht's mir jetzt wieder gut! Ich sitze im warmen Luftstrom der Klimaanlage, neben mir brennt das Feuer und auf dem Ofen pfeift der Teekessel. Vor mir steht eine heiße Tasse Apfeltee. Die Temperaturen steigen rapide von -1° bis derzeit auf + 10 Grad. Draußen plätschert der fährt leise ein Sofa, der Mond spiegelt sich im Wasser. Gegenüber leuchten die Häuser von Balangen.

Der Flug war ruhig und langweilig, aber kaum in Norwegen angekommen beginnen die Schwierigkeiten. Ein Koffer ist nicht mitgekommen. Während ich das Thema kläre, taucht Viola, meine Chauffeurin auf. Sicher wird der Koffer morgen nachgeliefert. Im Haus werfe ich zuerst alle Heizungen an, für den Ofen ein und packe meine Tasche aus. das Laptop ist leider in den verlorenen Koffer, so dass es heute wohl etwas schwierig wird, den Blog zu schreiben.
Kurz vor der Landung habe ich einen kleinen Streifen Polarlicht gesehen - oder eigentlich mehr geahnt. Hier in Liland ist grade leider nichts zu sehen. Aber, es muss ja nicht alles gleich am ersten Tag passieren!

Viola hat aus gesundheitlichen Gründen aufgehört zu arbeiten - Stress und Verspannungen. Mal schauen, ob ich was für sie tun kann.

Schade, es liegt kein Schnee, wer hätte das gedacht? mit der Taschenlampe Leuchte ich hinters Haus und tatsächlich, es bildet sich schon wieder ein Eispanzer. Das werde ich mir morgen bei "Tageslicht" genauer anschauen müssen.
Wasser hab ich noch genug im Haus, es ist nichtmal eingefroren. Nur leider geht mir an einem Kanister der Wasserhahn kaputt (schon nach gefühlten 10 Jahren Nutzung auf Reisen). Muss ich mir halt wieder was einfallen lassen.

Sonntag, 16. Dezember 2018

Konzert

Noch nicht abgeflogen - die letzten Erlebnisse:
Ich habe viel zu viel Gepäck, die Gewichtsgrenze reiße ich. Was kann ich weglassen? Ich kämpfe mit jedem Gramm und beschließe, die Motorrad-Regenjacke nicht einzupacken, sondern anzuziehen. Das wird warm werden! Aber immerhin kann ich so 1,2 kg aus dem Koffer nehmen.
Mein Laptop ist leider vor dem Urlaub nicht mehr zu retten - in den letzten Tagen hat es immer seltener Lust gehabt, zu funktionieren. Also muss ich es wohl einschicken...aber dann? Ich habe noch ein altes Notebook, das ich mitnehmen wollte. Allerdings ist das noch nicht installiert (kein Betriebssystem) - das wollte ich eigentlich in aller Ruhe in Norwegen machen. Nun muss ich das eben heute mal noch "auf die Schnelle" installieren. Das kostet Zeit und Nerven.
Und nun - das Konzert! Wie immer am 3.Advent findet unser Bläserkonzert statt. Schön ist es diesmal wieder geworden, es lief besser als befürchtet - wir können alle stolz auf uns sein! Natürlich feiern wir das entsprechend. Ok, ein paar schiefe Töne waren schon auch wieder dabei, aber wir waren diesmal 25 (!) Bläser, fast doppelt so viel wie sonst. Und geübt haben wir auch weniger.

  • Um 10 Uhr abends bin ich daheim und packe gleich um, d.h. Geldbeutel, Handies usw. in den Reiserucksack. Check in, online. Der Boarding pass muss aufs Handy - ob das wohl alles so elektrisch auch funktioniert? Oh, was sehe ich da? Ich darf 2 große Gepäckstücke mitnehmen??? Wow! Alles sparen war also für die Katz? Oder doch nicht, sonst muss ich ja so schwer tragen. Dennoch kann ich nun noch ein Buch und einen Campingkocher einpacken, so wie es geplant war. Die Jacke wandert dann auch wieder in den Koffer.