Sonntag, 6. Januar 2019

Packen


Heute wird es überhaupt nicht hell! Dichter Nebel hängt ganz tief über dem Fjord und verhüllt die gesamte Aussicht. Sobald halbwegs etwas zu sehen ist, mache ich mich auf nach draußen um alles einzpacken und aufzuräumen. Nummer 1 ist der Badestamp: Wasser ablassen, reinigen, Ofenrohr abmontieren und alles mit Folie zupacken. Die Folie muss eigentlich gut verzurrt werden, aber ich habe nicht so viel Material. Ein paar schwere Steine finde ich, um sie obenauf zu legen, ansonsten gibt es einen Gurt rings herum. Die übrigen Enden stopfe ich unter das Gerüst. Hoffentlich hält es die Stürme aus.
Dann ist Hägar dran - hinauf auf den Paletten-Fußboden, Batterie ausbauen und dann ebenfalls alles mit Plane verhüllen und gut verzurren.
Es taut und regnet - mittlerweile gießt es aus Kübeln und ich bin klatschnaß! Ich lege mich trocken und besuche dann Eva - Ragnar ist mit dem Anhänger weggefahren "Sand klauen". Während ich gemütlich bei Eva sitze, kommt er zurück und wirft sogar ein paar Schaufeln Split auf meine Einfahrt. Es ist sooooo glatt! Wo kein Schnee liegt, prangt ein dicker glatter Eispanzer; da helfen manchmal sogar nicht mal mehr die Schuhspikes. Eva erzählt mir, dass sie auch in den letzten Monaten immer mal wieder nach meinen Sachen geschaut hätten, anscheinend löst sich die Plane doch gelegentlich und Ragnar zieht sie dann wieder fest. Also, langfristig muss ich hier wohl noch was ändern. Aber jetzt ist es so wie es ist. Ich verabschiede mich von den beiden - sie wollen bereits heute zurück nach Kiruna fahren, denn für morgen ist Sturm und Schneetreiben angesagt. Kein gutes Reisewetter!
Nachdem Ragnar als Taxichauffeur für morgen früh ausfällt, muß ich doch Viola wieder bitten. 5:30 wird sie mich abholen. Ich habe ein richtig schlechtes Gewissen....hoffentlich kann ich ihr auch mal wieder was Gutes tun.
Feierabend. Was jetzt noch zu tun ist? Nur dran denken, was ich morgen früh einpacken muss und dass ich den Strom abstelle. Alles verderbliche werde ich jetzt noch auffuttern.
Mein Reciever hat anscheinend auch den Geist aufgegeben, also kann ich auch nicht mehr fernsehen - käme ohnhin nix Gescheites. Also gibt's noch einen gemütlichen Lümmel- und Internetabend. Hoffentlich verschlafe ich morgen nicht....

Samstag, 5. Januar 2019

Abschiedsbad

Die Tage werden schon merklich länger. Auch wenn Nebel und Wolken den Himmel gut verstecken, kann man gelegentlich einen schimmernden Streifen an den Wolkenkanten erkennen. Schon um 9 Uhr ist es dämmerig und hält sich bis nach 2 Uhr nachmittags hell!
Heute möchte ich nochmal fischen gehen, nur um sicher zu sein, dass nicht ausgerechnet heute etwas angebissen hätte! Ok, ich bin sicher. Kein Erfolg auf der ganzen Linie. Der Kai ist eine einzige Eispartie und ich komme kaum bis an die Kante vor. Vorsichtig muss ich mir ein paar herumliegende Schottersteine suchen, auf denen ich voran balancieren kann. Arne mit dem Schäferhund besucht mich. Irgendwas über meine Hütte und die Fundamente erzählt er, aber ich verstehe nicht, was er meint. Egal. Ich möchte mich von Randi und Viggo verabschieden. Auf dem Weg treffe ich Viola auf ihrem Spaziergang.
Bei Randi übe ich mich wieder in norwegisch. Randi hat eine Augen-OP vor sich und etwas Bammel. Dann erzählt sie mir, dass sie manchmal Klavier spielt, aber keine Noten lesen kann. Gerne spielt sie mir etwas vor. Und dann zieht sie noch was rockiges aus dem Ärmel - alles auswendig. Klasse! Die Frau hat jede Menge Überraschungen bereit. Später kommt Viggo nach Hause. Vor ein paar Tagen ist er gegen eine geshlossene Glastür gelaufen, die Spuren auf Stirn und Nase sind noch zu sehen. Er ist 78 Jahre alt und laut Viola joggt er jede Nacht eine Runde. Ob ich das glaube? Ist auch egal, auf jeden Fall ist der Mann total fit! Er erzählt mir ein paar Geschichten über das hyttefelt, auf dem ich gebaut habe. Über die Nachbargrundstücke, eine andere Zufahrt zu der oberen Hütte, wem welches Grundstück gehört und welche noch zu verkaufen sind. Insgesamt sind 7 Plätze ausgewiesen. Meinetwegen muss hier nicht weiter gebaut werden....
Gemeinsamt erklären mir die Beiden, dass die Fische in allen Monaten, die auf "r" enden am besten schmecken. Mag ja sein, aber dafür müssten sie erst einmal anbeißen. Dazu sollte ich Köder namens "blank slingsilc" benutzen, leider hat Viggo gerade keinen da. Wir verabschieden uns bis (hoffentlich) Ostern.


Auf dem Rückweg nehme ich bei Arne nocht etwas Wasser mit und fahre kurz Richtung Liland, um zu schauen, wo der angeblich gute Angelplatz ist. Nun ist es schon dunkel - ich werden den Platz im Sommer mal ausprobieren.

Ein letztes Bad im Kannibalenkessel heute? Na, dann fang ich mal mit schüren an. Den Schlitten klappe ich schon mal zusammen und räume ihn beiseite.

Am späten Nachmittag möchte ich bei den Nachbarn vorbeischauen, aber alle sind ausgeflogen. Es kommt mir etwas sonderbar vor, als sie mit 2 Autos gleichzeitig wieder auftauchen. Annelise kann mir jedoch versichern, dass alles Bestens ist - sie muss morgen schon wieder arbeiten.

Ein allerletztes Bad! Lange habe ich geschürt, nun hat es etwa Körpertemperatur, also nicht zu warm. Die Luft ist warm, Schnee und Eis schmelzen dahin. Es wird ein total entspanntes, besinnliches Bad. Nichts ist zu hören, außer Wind und Wellen. Die Lichter der gegenüberliegenden Fjordkante glitzern unter den dichten Wolken herüber. Es nieselt leicht. Alles ist gut!

Freitag, 4. Januar 2019

Ein Ausflug (oder Ausritt?)

Für heute ist "schönes" Wetter angesagt - also werde ich mich aufmachen nach Harstad. Es gibt ein paar Dinge zu besorgen. Und bei der Gelegenheit möchte ich bei meinen Freunden auf Rolla vorbeischauen. Die Fähre fährt nur ca. alle 1,5 bis 2 h - die um 9:30 Uhr schaffe ich sowieso nicht. Kurz nach 9 bin ich "on the road", d.h. Hägar und ich hoppeln mit rasanten 30-35 km/h unsere Uferstraße entlang. Es fängt gerade an zu dämmern, die Straße ich vereist und mit Schlaglöchern übersät. Bei Evenestangen entsorge ich einen Sack Müll und dann stellen wir uns auf "Strecke" ein. Gut eingehüllt in diverse Zwiebelschalen an Klamotten bin ich gerüstet. Es ist bewölkt, nicht mehr so kalt und zumindest von oben trocken.

Kurz hinter Jardars Hof bemerke ich im Augenwinkel einen Elch. Er hat sich vermutlich vor Hägars Getöse erschreckt und schlägt in vollem Galopp einen Haken, weg von der Straße. Glück gehabt! Ziemlich genau an der gleichen Stelle habe ich übrigens gestern einen Elch über die Straße galoppieren sehen, da war ich zum Glück noch ca. 100 m weit weg. Es gibt sie also doch, die Elche. Sind schon mächtige Viecher!
Auf der Hauptstraße sind die Verhältnisse kaum besser. Eis und teilweise etwas loser Schnee obenrauf. Wenn uns jemand überholt ist das eklig, denn dann bekomme ich die ganze Gischt ins Gesicht. Meine Motorradbrille habe ich schon bald wieder abgenommen, die beschlägt immer gleich und dann bin ich völlig blind. So zockeln wir Richtung Harstad; zum Glück ist wenig Verkehr. Letztendlich brauche ich fast doppelt so lange wie sonst, bei unserem vorsichtigen Tempo.
Bis zur Abfahrt der Fähre habe ich noch gut 1/2 h Zeit, nicht allzu viel. Aber zum Tanken, einen Kakao einpacken und bei Biltema ein paar Fittings für die Wasserinstallation besorgen reicht es gerade. Auf der Fähre wird mir wieder warm, es gibt dort einen geheizten Aufenthaltsraum.


Der Besuch bei Astrid und Uwe ist nicht so lange, ich muss eine Fähre zurück erwischen und es sollte auch nicht zu spät werden. Ich muss nochmal in einen Baumarkt. Vom Anlegeplatz bei Sørrollnes bis zu Astrids Oase zieht es sich auch nochmal ganz schön hin - immerhin 3/4 h! Astrid muss noch arbeiten, so unterhalte ich mich nett mit Uwe und habe noch ganz kurz Zeit für Astrid. Meine Wäsche schnorrt derweil in der Waschmaschine eine Reinigung - grins. Tschüß, bis zum nächsten Mal!

Mittlerweile ist es ganz dunkel. Bewölkt, kein Mond und auch sonst keinerlei Licht. Schnee gibt's auch nicht so viel, die Straße ist dunkel, so dass Hägars Licht einfach geschluckt wird. Ganz schön widerlich, so eine Nachtfahrt bei Eis. Besonders bei Gegenverkehr, oder wenn uns ein LKW im Nacken sitzt. Aber die schöne Seite dabei ist: an jedem Ufer leuchten Häuser oder Straßenlaternen, deren Licht sich im glatten Meer widerspiegeln. Herrlich festlich!

Zu Hause gibt's dann nur noch eins: Heizung an, Wäsche aufhängen, Sofa lümmeln....

Donnerstag, 3. Januar 2019

Schiet

Heute bin ich mal ausnahmsweise früh wach. Ich bleibe noch etwas liegen, bis der Wecker klingelt und die Heizung die Bude etwas angewärmt hat. Aber irgendwie will es heute überhaupt nicht hell werden. Dichte schwarze Wolken drücken auf den Fjord. Es ist wärmer geworden, der Schnee wird nass und schwer. Das nötigste räume ich beiseite. Es schneit weiterhin. Schiet-Wetter.

Ich muss heute Wäsche waschen und möchte dazu die Waschmaschine an der Tankstelle benutzen. Während die Maschine wäscht, möchte ich weiter nach Evenskjer und ein wenig einkaufen. Aber  es kommt wieder mal anders....
Bis zum Campingplatz ist die Straße ok, dann nimmt die Schneedecke zu. Das Licht ist so miserabel, dass ich kaum den Straßenrand erkennen kann. Ist aber eigentlich nicht schlimm, denn weil so wenig Verkehr ist, kann ich ja mitten auf der Straße fahren. Dann beschlägt meine Motorradbrille so starkt, dass ich gar nichts mehr sehe und ich sie abnehmen muss. Hoffentlich bleibt meine normale Brille einigermaßen frei. Auf die Hauptstraße - mit ca. 30 km/h. Natürlich bin ich ein Hindernis, macht mir aber nichts aus. Bis zu Tanke ist es nicht weit. Tja, die Waschmaschine ist kaputt. Reparatur oder Ersatz ist nicht in Sicht - der Weg war umsonst. Ich triefe und meine Handschuhe sind klatschnass, obwohl sie sicher in den Lenkerstulpen stecken. Da fahre ich nicht weiter! Heute kein Evenskjer.
Auf dem Rückweg schaue ich erfolglos bei Viola vorbei. Vermutlich ist sie mit Jardar auf dem Campingplatz, das Haus putzen. Das vermieten sie über AirB&B.
Also muss ich mal schauen, ob ich morgen (wie geplant) zu Astrid komme und dort vielleicht mal eine Waschmaschine schnorren kann?
Zu Hause möchte ich kurz bei Daniel vorbeischauen, wegen Taxidienst zum Flughafen. Sein Auto steht auf Höhe von Ragnars Hütte mitten auf der Straße, nichts von Daniel zu sehen. Anscheinend ist es zu glatt, um den steilen Weg zu seiner Hütte hinaufzukommen. Also trolle ich mich nach Hause. Die Treppe mache ich noch frei, da kommt Daniel rückwärts den Weg herunter. Ich fange ihn ab und erfahre, dass er Montag gar nicht arbeitet. Seine Freundin schon - er fragt sie mal, ob sie mich mitnehmen kann.

Rein in die gute Stube - ich setze erstmal alles unter Wasser. Mein Anzug ist dicht, aber äußerlich klatschnaß! Ebenso die Schuhe. Schiet-Wetter.

Es wird noch schlimmer - es gießt in Strömen. Da hab ich nicht mal Lust auf Badestamp. Also schaue ich etwas Youtube und lerne ein wenig. Auch keine Lust mehr. Den Boiler könnte ich ja mal aufhängen, wenn es nicht zu viel Arbeit macht. Noch nicht anschließen....oder doch? Wenigstens die Elektrik? Ob sie funktioniert weiß ich ja erst, wenn Wasser drin ist, aber die Sicherung fliegt schon mal nicht raus. Und dann bin ich noch so fleißig, die Mischarmatur an der Dusche zu montieren. Auf die Wasserleitungen hab ich keine Lust mehr. Außerdem ist ja schon 17 Uhr, also Feierabend. Na wenigstens habe ich mit dem "Wasserprojekt" jetzt schon mal angefangen!


Mittwoch, 2. Januar 2019

Sport!?

Wie üblich fängt der Tag spät an. Ich nehme mir wenigstens ein paar Dinge vor, lasse aber ziemlich schnell wieder davon ab. Im Westen gibt es etwas Licht, aber von Osten schneit's schon wieder ordentlich. Über Nacht hat es wieder einige Zentimeter hinzu gegeben, so daß ich nachher wahrscheinlich wieder mit Hägar spielen darf.

Na gut, auf der Terrasse muss ich wenigstens mal anfangen mit Schneeräumen. Ich kenne mich, wenn ich mal angefangen habe, dann geht's auch weiter. Nach der Terrasse ist die Treppe dran und schon bin ich bei Hägar. Schloss auftauen und dann kann's losgehen. Die Einfahrt, hinunter bis zur Straße. Einen Weg zum Badestamp. Und weil es so Spaß macht, wird er extra breit gemacht. Am Badestamp angekommen, fällt mir ein, daß ich dort die Asche mal wieder raustun sollte, damit der Ofen besser zieht. Das ist eine größere Aufgabe und ich dufte hinterher herrlich nach Rauch. Anscheinend wird es doch ziemlich warm da drinnen, denn das Einlegegitter hat sich schon ordentlich verbogen!
Was jetzt? Ich muss doch die helle Zeit noch ausnutzen. Also gut - Biomüll entsorgen und dann könnte ich mal nach der Toilette schauen? Kann sicher nicht schaden, die auch mal wieder zu leeren. Es ist allerdings kaum Asche drin - die Verbrennung funktioniert ja richtig gut! Es gibt jedoch einige steinharte, festgebackene Rückstände, die ich nicht komplett entfernen kann. Macht nix.

Nchdem es ja so schön geschneit hat, könnte ich doch meinen Schlitten nochmal ausprobieren? Sport!!! Vielleicht bis zum Steg? Natürlich mit dem Angelrucksack, damit ich ein Ziel habe. Frank räumt die Straße so gut, dass ich mich schwer tue, ausreichend glatten Untergrund für den Schlitten zu finden. Die Kufen ähneln Schlittschuhkufen, eine schmale Metallschiene. Zum Anschieben (wie beim Tretroller) hätte ich allerdings wohl besser meine Spikes montiert. Egal, das wird jetzt durchgezogen. Vermutlich bin ich nicht schneller, als wenn ich laufen würde, aber es macht doch richtig Spaß! Ich denke, für den Gehapparat ist es auch gemütlicher. Zum Kai runter liegt der Schnee mehr als knöcheltief, der Schlitten rutscht hier nicht. Ich nehme ihn dennoch mit hinunter, dann kann ich meinen Rucksack dran aufhängen. Himmel, Wolken und Wasser ändern sich minütlich. Mystische Lichter scheinen zwischen den Wolken und hinter den Bergen. Das Meer wechselt seine Oberfläche zwischen leicht gekräuselt und ölig glatt. Von Narvik zieht ein "örtlicher Schauer" herüber. Binnen Minuten stehe ich im dichten Schneetreiben. Hinter mir knattert Sverres Schneefräse und seine Enkel juchzen mit lautem Indianergeheul. Lange bleibe ich nicht. Nach einer halben Sunde Köder baden rutsche ich wieder nach Hause. Jetzt ist es dunkel. Der Wetterbericht spricht von Lawinengefahr auf den Ofoten (bei uns).

Dienstag, 1. Januar 2019

Godt nyttår for alle

Ein gutes neues Jahr für alle!
Ich bin beiden Einladungen gefolgt und habe den Abend (nach Aufwämren im Kannibalenkessel) bei Annelise und Björn verbracht. Rechtzeitig zur Mitternacht sind wir dann gemeinsam zu Eva und Ragnar gezogen. Auf dem Eis haben  sich schon ein paar Zentimeter Neuschnee angesammelt und es schneit weiter. Wir können wählen zwischen spanischen oder italienischen "Champagner". Feuerwerk macht von uns keiner - wir halten alle nichts davon. Gerne hätten wir etwas vom Feuerwerk am Fjord gesehen, aber es schneit und die Wolken hängen bis zum Wasser. Eva hat einen Mitternachtsimbiss hergerichtet - Knäckbrot, Kekse und verschiedene Sorten Käse. Die Unterhaltung findet auf norwegisch/schwedisch statt. Ich versuche, möglichst viel zu verstehen, aber das gelingt mir nur mit einzelnen Worten, den Sinn der Geschichten verstehe ich nur selten. Annelise übersetzt dann manchmal. Aber: nur so lernt man die Sprache!
Björn erzählt, dass ich hier wohl schon ziemlich bekannt bin. Im Joker (Tante Emma Laden) in Liland redet man darüber. Ich bin die deutsche Frau in der neuen roten Hütte. Und fahre mit dem Quad. Alles klar.



Es fällt mir schwer, aufzustehen. Den Wecker lasse ich gerne verstreichen, erst gegen halb zehn schäle ich mich aus dem Bett. Es hat ziemlich geschneit, aber der Tag ist grau und düster. Kein Lichtstrahl findet den Weg durch die dichten Wolken. Mein Knie? Ja, ich kann es spüren, aber Schmerzen sind das keine. Es bittet nur noch um etwas Vorsicht - ok, gewährt.
In Ragnars Bootshaus brennt seit Tagen Dauerlicht. Ich dachte schon, er sei umgezogen? Aber nein, die Erklärung ist, er mag gerne ein Licht irgendwo, damit er vor dem hellen Hintergrund das Wetter erkennen kann. Aha.....

Ein großer Tanker zieht Richtung Narvik vorbei.
Heute ist Hägars großer Tag - er darf (oder muss?) den Schnee wegräumen. Nachdem er selbst vom Schnee befreit ist tut er brav seinen Dienst, räumt die Einfahrt frei und bahnt einen Weg zum Badestamp. Das macht Spaß! Gute Arbeit, Hägar.
Auf der Terrasse und Treppe muss ich selbst Hand anlegen.
Marit, die Ärztin ruft an und erkundigt sich nach meinem Knie - alles bestens! Eva füttert nebenan die Vögel.
Gegen Mittag klart es etwas auf, so dass im Westen ein oranger Lichtstreifen über den Bergen zu sehen ist. Das Meer rauscht, ein Seeadler zieht hoch oben ein paar Kreise. Ich werde heute wieder mal nur genießen und faul sein!
Noch'n Tanker Richtung Narvik.

Es wird bald dunkel. Also Zeit für den Badestamp. Einheizen. Eine dicke, runde, gesunde Maus läuft mir über den Weg. Die wohnt hier, ich habe sie schon ein paar mal gesehen. Es schneit. Während ich das Feuer davon überzeugen will, dass brennen schön ist, fängt es mit leichtem Hagel an. Vielleicht ist die Schneedecke ja jetzt für meinen Schlitten dick genug? Oben an der Auffahrt stelle ich mich drauf und will ihn anschieben - aber haaalt, nimm mich mit! Der geht ganz schön ab. Das Lenken muss ich erst noch lernen, scheint eine etwas wackelige Angelegenheit zu sein. Auf der Staße geht es grade so, etwas mehr Schnee dürfte den Asphalt schon noch bedecken. Ich schone lieber mein Knie ein wenig, heute abend meldet es sich gelegentlich zu Wort.

Badestamp: der hat heute gut 40 Grad - ordentlich warm, da hab ich mich wohl leicht verschätzt. Aber geht schon - nur nicht so lange (nur ne halbe Stunde). Während meines Bades haben sich die Wolken gerade mal verzogen. Die Sterne funkeln von oben und vom anderen Ufer die Lichterketten. Dann vernebeln mit meine hausgemchten Dunstwolken wieder den Blick. Vorbeifahrende Autos sind zwar super gut zu sehen - die haben hier alle grelle Zusatzscheinwerfer - aber praktisch nicht zu hören. Der Schnee schluckt alle Geräusche. Ist das himmlisch!
Länger hätte mein Kreislauf nicht mehr baden gewollt. Nach dem Ausstieg räume ich alle Sachen barfuß im Schnee zusammen, das dauert ein paar Minütchen. Dann erst ziehe ich den Bademantel und zum Schluss die Schuhe an. Mich ganz im Schnee zu wälzen habe ich dann doch noch nicht übers Herz gebracht, aber noch ein paar Ladungen kalten Schnee um den Hals, zum abkühlen, tu ich mir schon an. War das toll!

Montag, 31. Dezember 2018

Ruhe und Geduld?

Ruhe und Geduld? Darauf hatte ich mich ja eingestellt. Aber - dass es soooo schnell gehen würde mit der Genesung, das hätte ich nie gedacht! Hab das auch so noch nie erlebt! Gestern schon hat's nur einmal gezwackt, als ich eine falsche Bewegung gemacht habe. Heute spüre ich gar nichts mehr, alle Bewegungen funktionieren wunderbar! Es fühlt sich nur noch etwas wackelig oder nachgiebig an in manchen Momenten. Ich kann es fast beobachten, wie sich das Knie stündlich bessert! Wahnsinn! Haltet mich für verrückt, aber so langsam glaube ich doch an Mystisches. Der Knacks sollte mich davon abhalten, am Sonntag nach Rolla zu fahren. Es war wirklich scheußliches Wetter und hätte mir und Hägar nicht sehr gut getan. Außerdem gab es die Tage vorher schon ein paar kleinere oder mittlere "Unfälle" - Frühwarnzeichen? Na ja, sei's wie es ist. Ich fühle mich beschwingt. Und - ich habe die Nacht so was von geschlafen! Ich glaube, um die 12 Stunden, ohne aufzuwachen, tief und fest! Was kostet die Welt?
Langsam, Susi, geh alles mit Bedacht an!

Um die Mittagszeit machen wir einen Ausflug, Hägar und ich. Zuerst zum Angelplatz am Kai, der Weg hinunter ist schneebedeckt, also griffig genug, um auch wieder heraufzukommen. Der Kai selbst sieht zwar nicht so aus, ist aber spiegelglatt - also bin ich extrem vorsichtig. Mein Köder darf ein bisschen schwimmen gehen und freut sich darüber, dass er nicht gefressen wird. Nach 1/2 Stunde reicht es mir. Die Tour geht jetzt zur Dusche in Viggos altem Haus. Außerdem nehme ich mir dort wieder frisches Wasser (25 l) mit. Das wird jetzt reichen. Frisch gewaschene Haare sind wieder herrlich.
Natürlich muss ich noch bei Viola vorbei und mich nochmal für die gestrige Hilfe bedanken. Sie hat extra einen Gummistrumpf für das Knie herausgesucht, den sie mir bringen wollte - aber ich tanze vor ihrer Haustüre herum - es geht mir prächtig! Danke, kein Strumpf mehr nötig. Es ist echt ein Wunder! Ebenso wundert sich Randi, der ich auch noch ein gutes Neues Jahr wünschen möchte. Alle freuen und wundern sich mit mir - bei meiner Einfahrt treffe ich Björn und Annelise. Den schweren Wasserkanister trage ich die glatte Treppe hinauf, als ob nie etwas gewesen wäre. Natürlich achte ich noch besonders auf das Knie, aber eigentlich mehr aus Gewohnheit als aus Notwendigkeit.

Ein feines Essen steht auf dem Herd, ich heize den Badestamp, als Ragnar und Eva heraufgefahren kommen. Eva möchte mich gerne zum Abendessen einladen - leider koche ich grade schon. Aber um Mitternacht komme ich doch? Ja, gerne! Dann gibt's einen gemütlichen späten Nachmittag bei youtube, im Wechsel mit Kessel heizen. Und plötzlich kommt die nächste Einladung: um 9 Uhr abends zum Kottlettessen bei Björn und Annelise. Ja, ich komme gerne rüber, aber ohne schon wieder essen... Ich weiß ja gar nicht, wo ich zuerst hin soll!

PS: so sehen Sägemehl-Briketts aus: