Samstag, 5. Januar 2019

Abschiedsbad

Die Tage werden schon merklich länger. Auch wenn Nebel und Wolken den Himmel gut verstecken, kann man gelegentlich einen schimmernden Streifen an den Wolkenkanten erkennen. Schon um 9 Uhr ist es dämmerig und hält sich bis nach 2 Uhr nachmittags hell!
Heute möchte ich nochmal fischen gehen, nur um sicher zu sein, dass nicht ausgerechnet heute etwas angebissen hätte! Ok, ich bin sicher. Kein Erfolg auf der ganzen Linie. Der Kai ist eine einzige Eispartie und ich komme kaum bis an die Kante vor. Vorsichtig muss ich mir ein paar herumliegende Schottersteine suchen, auf denen ich voran balancieren kann. Arne mit dem Schäferhund besucht mich. Irgendwas über meine Hütte und die Fundamente erzählt er, aber ich verstehe nicht, was er meint. Egal. Ich möchte mich von Randi und Viggo verabschieden. Auf dem Weg treffe ich Viola auf ihrem Spaziergang.
Bei Randi übe ich mich wieder in norwegisch. Randi hat eine Augen-OP vor sich und etwas Bammel. Dann erzählt sie mir, dass sie manchmal Klavier spielt, aber keine Noten lesen kann. Gerne spielt sie mir etwas vor. Und dann zieht sie noch was rockiges aus dem Ärmel - alles auswendig. Klasse! Die Frau hat jede Menge Überraschungen bereit. Später kommt Viggo nach Hause. Vor ein paar Tagen ist er gegen eine geshlossene Glastür gelaufen, die Spuren auf Stirn und Nase sind noch zu sehen. Er ist 78 Jahre alt und laut Viola joggt er jede Nacht eine Runde. Ob ich das glaube? Ist auch egal, auf jeden Fall ist der Mann total fit! Er erzählt mir ein paar Geschichten über das hyttefelt, auf dem ich gebaut habe. Über die Nachbargrundstücke, eine andere Zufahrt zu der oberen Hütte, wem welches Grundstück gehört und welche noch zu verkaufen sind. Insgesamt sind 7 Plätze ausgewiesen. Meinetwegen muss hier nicht weiter gebaut werden....
Gemeinsamt erklären mir die Beiden, dass die Fische in allen Monaten, die auf "r" enden am besten schmecken. Mag ja sein, aber dafür müssten sie erst einmal anbeißen. Dazu sollte ich Köder namens "blank slingsilc" benutzen, leider hat Viggo gerade keinen da. Wir verabschieden uns bis (hoffentlich) Ostern.


Auf dem Rückweg nehme ich bei Arne nocht etwas Wasser mit und fahre kurz Richtung Liland, um zu schauen, wo der angeblich gute Angelplatz ist. Nun ist es schon dunkel - ich werden den Platz im Sommer mal ausprobieren.

Ein letztes Bad im Kannibalenkessel heute? Na, dann fang ich mal mit schüren an. Den Schlitten klappe ich schon mal zusammen und räume ihn beiseite.

Am späten Nachmittag möchte ich bei den Nachbarn vorbeischauen, aber alle sind ausgeflogen. Es kommt mir etwas sonderbar vor, als sie mit 2 Autos gleichzeitig wieder auftauchen. Annelise kann mir jedoch versichern, dass alles Bestens ist - sie muss morgen schon wieder arbeiten.

Ein allerletztes Bad! Lange habe ich geschürt, nun hat es etwa Körpertemperatur, also nicht zu warm. Die Luft ist warm, Schnee und Eis schmelzen dahin. Es wird ein total entspanntes, besinnliches Bad. Nichts ist zu hören, außer Wind und Wellen. Die Lichter der gegenüberliegenden Fjordkante glitzern unter den dichten Wolken herüber. Es nieselt leicht. Alles ist gut!

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