Dienstag, 25. Dezember 2018

Hüttenromantik

Heute bin ich es, die nicht vor halb elf aus dem Bett kommt. Es ist ein ekliger Tag - nein, so darf man das nicht sagen. Es herrscht ekliges Wetter: nasskalt, regnerisch, stürmisch. Ich muss die Terasse enteisen, mein Brennholz ins Trocken bringen, eine hölzerne Abdeckplatte wieder einfangen und dann stelle ich fest, dass der Wind das Ofenrohr vom Badestamp verweht hat. Es hat ohnehin nicht richtig gepasst, der eine Überlappungs-Zentimeter hat dem Lüftchen nicht standgehalten. Aber ich habe das bereits reklamiert. Na dann benütze ich halt nur eine Hälfte.

Am unteren Teil des Ofenrohrs werden jetzt braune Ränder sichtbar, die zeigen wohl den jeweiligen Wasserstand an - wie man sieht, nimmt der Pegel täglich ca. 1 cm ab. Muss ich nochmal nachfüllen? Das ist ein großer Aufwand - selbst Björn hat über die Umständlichkeit gemault. Das bedeutet aber nur, dass die komfortable Endlösung in greifbare Nähe rückt - meine Nachbarn wollen ein Leerrohr von den Hütten zu den Bootshäusern legen. Damit können wir dann Wasser und Strom komfortabler installieren.

Ein paar wenige dicke Schneeflocken fallen vom Himmel, Frank fährt mit dem Streuwagen vorbei. Der böige Wind hat einen großen Vorteil - er bläst auch die Wolken fort. Am frühen Nachmittag reißt der Himmel im Westen auf.


So, jetzt wird's lustig, jetzt wird's richtig romantisch: wir haben Stromausfall! Ich habe das zuerst gar nicht bemerkt, weil ich am heizen des Badestamps war. Irgendwann ist mir aufgefallen, dass es ziemlich dunkel ist, sogar Ragnars Hütte war nicht mehr beleuchtet. Bei Björn und Anneliese ist es nicht ganz dunkel, ich vermute sie haben batteriebetriebene Lampen. Ich erinnere mich dunke., dass Astrid mir schon erklärt hat, dass das hier häufiger passieren kann. Ich hab das nur (noch) nicht inhaliert. Ich versuche mitzuhalten, indem ich eine Reihe an elektrischen Teelichtern aufbaue - mal schauen wie lange die Batterien halten. Und, natürlich wird der Holzofen jetzt eingeheizt. Hüttenromantik! Lustig ist, gerade eben habe ich noch telefoniert und behauptet, ohne Wasser käme ich ganz gut aus, ohne Strom nicht. Selbst meine Toilette funktioniert mit Strom. Na ja, schauen wir mal, wie wir das Beste daraus machen können und warten ab wie lange es dauert.

Draußen fallen jetzt dichte, dicke, schwere und nasse Schneeflocken. Nun ist es wirklich stockfinster.  Am gegenüberliegenden Ufer zieht sich die Lichterkette der Ortschaften. Nachdem der Schneefall nachgelassen hat, kann man sehen, dass "die da drüben" noch Strom haben. Zweieinhalb Stunden dauert es bis auch bei uns die Lichter wieder angehen. Kurz danach fahren meine Nachbarn, die Olsens nach Hause - sie haben nur gewartet bis der Strom wieder da ist um zu schauen, ob alles in Ordnung ist.
Die Zeit habe ich überbrückt mit Badestamp heizen, Hütte mit Holz heizen, auf dem Ofen Kartoffelküchle warm machen, Quetschkommode ausprobieren und dann habe ich noch etwas mit dem Handy gespielt. Und jetzt: ab in den täglichen Kochkessel - juhu!
Der Batterie des Thermometers konnte ich noch einen letzten Hauch Kraft entlocken, indem ich sie auf den Ofen gelegt habe. 38 hat mein Bad - optimal! Gerade als ich meine Stirmlampe ausknipse fetzt Frank mit dem Schneeräumer um die Ecke. Ich winke und anscheinend hat er mich erkannt, er hupt kurz. Ich glaube, diesmal hab ich mich über 1 h garen und dabei die Gedanken schweifen lassen. Ganz schwummrig ist mir beim Aussteigen - barfuß im Schnee.

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